Lawinen-Kongress tagt in Tirol
Knapp 1000 Wissenschafter und Experten pilgern ab 7. Oktober nach Innsbruck. Der „International Snow Science Workshop“ ist die weltweit größte Tagung dieser Art.
Von Benedikt Mair
Innsbruck – Ab 7. Oktober ist Tirol für eine Woche der Mittelpunkt der Welt – zumindest für jene, die sich mit Lawinen und Schnee beschäftigen. Dann tagt im Innsbrucker Congress nämlich der „International Snow Science Workshop“ (ISSW). Es ist das weltweit größte Treffen dieser Art, mit knapp 1000 erwarteten Teilnehmern. Der ISSW findet erst zum dritten Mal in Europa statt, zum ersten Mal überhaupt in Österreich. Die Veranstalter sind sich sicher: Nicht nur die Forscher können davon profitieren, sondern auch der Tourismus- und Wirtschaftsstandort Tirol.
Organisiert wird der ISSW vom Land Tirol und dem Lawinenwarndienst, dem Institut für Naturengefahren des Bundesforschungszentrums für Wald und der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung im Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. „Ich kann mir keinen besseren Ort für diese Tagung vorstellen als Innsbruck“, sagt Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes. Es sei eine einmalige Gelegenheit, der Welt zu zeigen, auf welch hohem Niveau in Österreich und besonders Tirol Gefahrenschutzmanagement betrieben werde. „Wir können die Chance nutzen, uns mit internationalen Top-Leuten in einem familiären Umfeld auszutauschen, und zudem noch unser Know-how präsentieren“, ist Mair überzeugt.
International und bunt ist das Teilnehmerfeld in der Tat. Bisher haben sich Forscher und Experten aus insgesamt 27 Ländern angekündigt. Die meisten davon aus Österreich (81), gefolgt von den USA (64) und der Schweiz (49). Aber auch Exoten werden den Kongress bereichern. So haben sich je ein Wissenschafter aus Usbekistan, Nepal und von einer Forschungsstation auf der arktischen Insel Spitzbergen angekündigt. Gemessen an den abgegebenen Beiträgen ist der ISSW in Innsbruck der größte, der seit dem ersten Kongress im Jahr 1976 stattfindet.
Das Programm
Montag, 8. Oktober: Der erste Tag des Kongresses steht ganz im Zeichen der Frage nach effektiven Schutzmaßnahmen gegen Lawinen und entsprechendem Risikomanagement.
Dienstag, 9. Oktober:
Mit Klimawandel, dessen Auswirkung auf die Schneedecke und der künstlichen Produktion von Schnee beschäftigt sich der zweite Kongresstag.
Mittwoch, 10. Oktober:
Am „Public Day“ öffnet sich der Kongress für alle Tiroler. Vorträge, Impulsreferate und Diskussionen stehen auf dem Programm.
Donnerstag, 11. Oktober:
Lawinenvorhersage, Ursachenanalysen von Lawinenunfällen und ein Blick auf die rechtlichen Grundlagen bei Lawinenunglücken werden am vorletzten Tag besprochen.
Freitag, 12. Oktober:
Abschließend beschäftigen sich die Teilnehmer des ISSW mit dem Faktor Mensch und der Frage, ob gute Ausrüstung und fundierte Ausbildung riskante Entscheidungen begünstigen.
„Forschung für die Praxis, Praxis für die Forschung steht im Mittelpunkt der Woche. Das große Plus der Tagung ist der Austausch zwischen Forschern und Praktikern“, befindet Karl Kleemayr, Leiter des Instituts für Naturgefahren in Innsbruck. „Vom Lawinenforscher über den Seilbahnbetreiber bis hin zum Skitourengeher findet jeder einen Vortrag, der ihn oder sie interessieren dürfte.“ Das gesamte Programm kann online unter www.issw2018.com eingesehen werden. Auch die Registrierung für den Kongress erfolgt auf dieser Webseite.
Dass man nicht vorhabe, sich „nur im eigenen Elfenbeinturm“ aufzuhalten, betont Gebhard Walter, Leiter der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung: „Deshalb ist auch der Public Day am Mittwoch der Tagungswoche eines meiner großen Highlights. Da kann sich dann jeder Interessierte ein Bild von unserer Arbeit machen.“ Schließlich seien die Erkenntnisse, die beim ISSW ausgetauscht würden, für nahezu jeden Tiroler auf irgendeine Art und Weise relevant, sagt er. „Wir wollen auch für das Thema sensibilisieren.“