Katholische Kirche - Missbrauch-Betroffene für staatliches Eingreifen
Berlin (APA/dpa) - Angesichts des gewaltigen Missbrauchsskandals in der deutschen katholischen Kirche verlangt der Betroffenenverband „Eckig...
Berlin (APA/dpa) - Angesichts des gewaltigen Missbrauchsskandals in der deutschen katholischen Kirche verlangt der Betroffenenverband „Eckiger Tisch“ ein staatliches Eingreifen. Eine Organisation von Tätern könne sich nicht selbst aufarbeiten, sagte Verbandssprecher Matthias Katsch der Deutschen Presse-Agentur. „Wir fordern eine unabhängige, staatliche Untersuchungs- und Aufarbeitungskommission.“
Zu viele Details seien trotz einer von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie nach wie vor unklar - eine unabhängige Aufarbeitung müsse dafür sorgen, dass Täterstrategien, Netzwerke und Muster aufgezeigt werden könnten.
Die katholischen Bischöfe beschäftigen sich bei ihrer an diesem Montag in Hessen beginnenden Herbst-Vollversammlung vor allem mit den Lehren aus dem Missbrauchsskandal. Wichtiger Tagesordnungspunkt des viertägigen Treffens in Fulda ist am Dienstag die Vorstellung einer Studie, deren wichtigste Ergebnisse bereits bekannt sind. Zwischen 1946 und 2014 sollen insgesamt 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige sexuell missbraucht haben.
Die Ergebnisse seien erschütternd, sagte Katsch, der die Aufdeckung des Missbrauchsskandals am Berliner Canisius-Kolleg im Jahr 2010 mit ins Rollen gebracht hatte. Allerdings erfahre man beispielsweise nicht die Namen der Täter. „Es werden auch keine verantwortlichen Bischöfe genannt, die das System aus sexuellen Übergriffen über Jahrzehnte gedeckt und perfektioniert haben.“ Das tatsächliche Ausmaß des Missbrauchs-Systems innerhalb der Kirche habe in der Studie gar nicht abgebildet werden können. „Hinter den blanken Zahlen versteckt sich ein Abgrund aus Verantwortungslosigkeit.“
Katsch kritisierte, dass Ordensgemeinschaften für die Studie nicht untersucht worden seien. Hunderte Opfer vom Canisius-Kolleg, dem Kloster Ettal, den Regensburger Domspatzen und anderer Internate, Schulen und Heime seien so nicht berücksichtigt worden - ebenso wenig die von Nonnen geführten Einrichtungen.