Rote Geschlossenheit als Schlüssel zum Erfolg
Kern bietet Rendi-Wagner den Klubvorsitz an: „Sie braucht Beinfreiheit für ihr Team.“ Bures stellt sich in die erste Reihe der loyalen Mitstreiter.
Von Michael Sprenger
Wien –Heute wird Pamela Rendi-Wagner als neue Vorsitzende der SPÖ designiert, im November, am Parteitag, gewählt. Sie ist damit in der 130-jährigen Parteigeschichte die erste Frau an der Spitze der SPÖ. Nach dem Parteivorstand wird sich die neue Frontfrau auch erstmals erklären.
Dabei wird sie in erster Linie ihren politischen Zugang erläutern, ihre inhaltlichen Vorstellungen abstecken. Und dies hat unterschiedliche Gründe. Ihre erste zentrale Aufgabe ist es, nach den turbulenten Tagen Ruhe in die Partei zu bringen. Sie wird erläutern, wie sie sich die politische Zusammenarbeit vorstellt, welchen Stil sie dabei an den Tag legen wird.
Worum es wohl nicht sofort gehen dürfte, ist Änderungen des Personals in der zweiten und dritten Reihe zu verkünden. Denn dies würde das Gegenteil von Ruhe bedeuten. Rendi-Wagner weiß, was sie braucht: Loyalität und Geschlossenheit. Beides kann sie nicht verordnen, es muss gelebt werden.
Dabei kommt der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures eine zentrale Rolle zu. Sie hat mit ihrem Verhalten in der Vorwoche zweierlei erreicht: Einerseits hat Bures mit ihrem Verzicht, selbst für den Vorsitz zu kandidieren, die Partei vor einer weiteren Belastungsprobe bewahrt, andererseits hat sie so den Weg für Christian Kerns Wunschkandidatin freigemacht. Denn Bures hätte auf die Unterstützung der Wiener SPÖ und der Gewerkschaft bauen können.
Was für die neue Vorsitzende aber noch entscheidender ist: Doris Bures hat sich mit ihrem Verhalten in die erste Reihe als loyale Mitstreiterin für Rendi-Wagner gestellt. Beim gestrigen Treffen der Wiener Roten stellt sich Bures deshalb auch bewusst den Fragen der Journalisten. „Pamela Rendi-Wagner hat das Herz am rechten Fleck und sie hat den Intellekt, die Partei zu führen.“ Angesprochen auf die fehlende Hausmacht der neuen Chefin meinte Bures, dies sei nicht notwendig: „Sie hat die Unterstützung.“
Mit der langjährigen Vertrauten von Ex-Kanzler Werner Faymann an der Seite droht Rendi-Wagner von der Wiener SPÖ und von der Gewerkschaft kein Ungemach. Und der burgenländische SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil wäre so weniger gewichtig.
Was ist mit den weiteren Positionen in der Partei? Der scheidende Vorsitzende wird ihr heute den Klubvorsitz anbieten. „Sie braucht Beinfreiheit für ihre Teamaufstellung“, erklärt Kern der Tiroler Tageszeitung.
Was ist mit dem geschäftsführenden Klubchef Andreas Schieder? Der wurde so wie Kern vom Klub gewählt. Wenn er nicht von sich aus zurücklegt, müsste Rendi-Wagner Schieder den Rückzug nahelegen. Dies würde sie schaffen, aber bringt das die Ruhe in die Partei? Als Parteichefin kann sie jedenfalls das Management in der SPÖ-Zentrale austauschen. Das Gleiche gilt für das Renner-Institut, also die Parteiakademie. Doch vorerst dürfte Max Lercher die Position des Parteimanagers behalten. Freie Hand hat Rendi-Wagner bei ihrem unmittelbaren Stab. Hier wird sie gut beraten sein, nur loyale und professionelle Teamarbeiter um sich zu versammeln. Kern weiß, dass er bei seiner Auswahl nicht immer eine glückliche Hand gehabt hat.