Spazier verteidigt Verkauf von Tickets, viel Fahrer-Lob für WM
Der zweite Tag der Tiroler Straßenrad-WM schloss organisatorisch an den ersten an: Die Fahrer lobten die Organisation über den grünen Klee.
Von Florian Madl
Innsbruck – Zwischenzeitlich gewann man am Montag beim Studium der TV-Bilder den Eindruck, es gäbe mehr blaue Schriftzüge von zwei UCI-Hauptsponsoren als Zuschauer. Aber nein, es war ein Werktag und Nachwuchsrennen sind nicht Jedermanns Sache. „Ab Mittwoch geht es zur Sache“, verspricht TV-Experte Thomas Rohregger, der von den WM-Athleten bislang nur Lob für das Rennmanagement und das Vorgehen der Behörden übermittelt bekam. Die WM-Feuertaufe wurde bestanden, nun kann die Spannungskurve steigen.
Die Aufarbeitung der TV-Panne vom Sonntag – ein defekter Flieger konnte nicht zur Übermittlung der Bilder beitragen – wurde ebenfalls fortgesetzt. WM-Geschäftsführer Georg Spazier sprach von „Ursachenforschung“ und „Plan B“ der französischen Produktionsfirma:
„Die haben einen Mechaniker einfliegen lassen. Im Luftfahrtsbereich ist es bei der Reparatur ja nicht so einfach wie bei einer Vespa und gegen technische Pannen gibt es eben keine Garantie.“ Man könne künftig zudem auf einen zweiten TV-Hubschrauber und -Flieger zurückgreifen, ein Bildausfall beim Herren-Rennen am Sonntag würde angesichts einer 3 Millionen Euro teuren Fernseh-Produktion und über 100 Millionen Zuschauern ein Fiasko darstellen.
Ötztal-Tourismus-Geschäftsführer Oliver Schwarz, dessen Region 150.000 Euro Gebühr für den Start des Teamzeitfahrens beisteuerte, will die Sache dennoch nicht auf sich beruhen lassen: „Wir werden uns sicher noch damit auseinandersetzen. Ich erwarte mir, dass sich der Organisator beim Weltverband für uns einsetzt, die bezahlte Leistung wurde definitiv nicht erbracht.“ Das gelte auch für andere Schauplätze am Weg von der Area 47 nach Innsbruck, Schwarz kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Wir sind schließlich bei einer Weltmeisterschaft und nicht bei der Österreich-Radrundfahrt.“
Reger Betrieb herrschte am Monatg jedenfalls rund um die Altstadt, die Workshops des Schulprogramms waren ausgebucht. Geschätzte 1500 bis 2000 Leute wollten zudem die Ankunft der WM-Teilnehmer im Ziel sehen, der Eintritt war ausnahmsweise frei. Auch auf die Kritik, dass Zuschauer vor der Hofburg zur Kasse gebeten werden, reagierte WM-Geschäftsführer Georg Spazier: Es handle sich bei den Einnahmen um „ordentliche sechsstellige Beträge“. Man habe mit 26.000 verkauften Eintrittskarten in der WM-Woche kalkuliert (15.000 waren im Vorverkauf weg), das spüle eine halbe Million Euro in die Kasse (Gesamtbudget 13 Mio. €).
Den Vorwurf, man würde mit Eintrittskarten einen Tabubruch im üblicherweise kostenlosen Radsport begehen, kontert der Tiroler: „Es geht nicht nur ums Geld. Wir müssen zu jeder Zeit wissen, wie viele Leute sich im Zielbereich befinden, außerdem ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und der Zugang zum Rahmenprogramm inbegriffen.“ Der Aufsichtsrat habe das Ticketing schon im Februar beschlossen.
Was den Ablauf der Veranstaltung anbelangt, heimsen die Tiroler jedenfalls viel Lob ein. Die Rad-WM sei unter den besten, die er je erlebt habe, verneigt sich Ex-Profi Thomas Rohregger. Und kleine Fauxpas wie eine TV-Einblendung, die Landeshauptmann Günther Platter zu dessen Stellvertreter Josef Geisler machte, gehören dazu. Wo gehobelt wird, fallen bisweilen auch Späne.