Internationale Pressestimmen zur Brexit-Debatte

London (APA/dpa) - Zur Brexit-Debatte schreiben die Zeitungen am Dienstag:...

London (APA/dpa) - Zur Brexit-Debatte schreiben die Zeitungen am Dienstag:

„Guardian“ (London):

„Erneut, und wahrscheinlich nicht zum letzten Mal, versuchen Großbritanniens Brexit-Hardliner und deren Stimmungsmacher in der Presse, der Öffentlichkeit wissentlich eine Lüge über den Brexit zu verkaufen. Ihre alte Lüge - und da gibt es reichlich Auswahl - war, dass der Austritt aus der EU umfangreiche Mittel für das (nationale Gesundheitswesen) NHS bedeuten würde. Ihre neue Lüge ist, dass Großbritannien jetzt nur noch über zwei Optionen verfügt: kein Deal oder ein Freihandelsabkommen in letzter Minute. Die Wahrheit ist aber eine ganz andere. Großbritannien hat immer noch Zeit - wenn auch nicht so viel, wie es bei einer besseren Abwicklung des Prozesses gehabt hätte -, um das zu tun, was es in Bezug auf den Brexit für richtig hält. Die Möglichkeiten reichen da von einem Brexit ohne Abkommen bis hin zum Verbleib in der EU. Es ist die Zeit für kühle Köpfe.“

„Verdens Gang“ (Oslo):

„Wir haben Verständnis für die Einwände gegen eine neue Abstimmung über die EU-Frage. Sie kann leicht als Revanche aufgefasst werden, weil man den 2016 geäußerten Volkswillen nicht mochte. In einer Zeit, in der man gerade den Brexit auch als Signal an die etablierten Parteien verstehen muss, ist es taktlos, so zu tun, als habe es die Proteste nicht gegeben. Andererseits kann man die damalige Abstimmung auch kritisieren: welche Wahl man hatte und ob das Votum bindend war oder nicht. (...) Es ist ein wachsender überparteilicher Wunsch, dass Theresa May ein Referendum über die Verhandlungsergebnisse einberuft. (...) Das Wichtigste ist, dass die Briten dann, anders als im Sommer 2016, erfahren, was es wirklich bedeuten würde, die Union zu verlassen.“

„Nepszava“ (Budapest):

„Die Delegierten (des Labour-Parteitags in Liverpool) stimmen nun über eine Resolution ab, die im Falle ihrer Annahme eine völlig neue politische Situation im Vereinigten Königreich schaffen wird. Denn dann wird die eine maßgebliche Partei des Landes eine neue Volksabstimmung (über den Brexit) fordern. Die Autoren des Resolutionsentwurfs begründen ihren Antrag damit, dass die Betreiber des Brexits die öffentliche Meinung (vor dem Brexit-Referendum 2016) mit ‚fake news‘ auf ihre Seite gezogen hätten. Ein neues Referendum scheint in weiter Ferne, doch man darf nicht vergessen: Ein paar Monate vor dem ursprünglichen Brexit-Referendum hat auch niemand geglaubt, dass die Mehrheit der Briten für den EU-Austritt stimmen würde.“