Ehemaliger Uni-Wien-Rektor Georg Winckler wird 75

Wien (APA) - Nach zwölf Jahren als Rektor der Universität Wien nahm Georg Winckler 2011 seinen Abschied von Österreichs größter Hochschule. ...

Wien (APA) - Nach zwölf Jahren als Rektor der Universität Wien nahm Georg Winckler 2011 seinen Abschied von Österreichs größter Hochschule. Seither widmet sich der Wirtschaftswissenschafter mit den Spezialgebieten monetäre Ökonomie, europäische Währungsintegration und Makroökonomie der Beratung, etwa als Mitglied diverser Aufsichtsräte. Am Donnerstag (27. September) wird Winckler 75 Jahre alt.

Winckler wurde am 27. September 1943 in Ostrau (Ostrava) im heutigen Tschechien geboren. Auf den Besuch der Volksschule in Schladming folgte ein Realgymnasium in Wetzlar (Deutschland). Von 1962 bis 1968 studierte er an der Princeton University und an der Universität Wien.

Seine berufliche Laufbahn begann der passionierte Bergsteiger 1967 am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in Wien, entschied sich aber schon bald für eine akademische Karriere: In den siebziger Jahren arbeitete er als Assistent und Dozent am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Uni Wien, knapp vor seinem 35. Geburtstag erhielt er dort die Professur für Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik. Es folgten Tätigkeiten als Institutsvorstand (1980 bis 1982), Auslandsreferent (1981 bis 1999) und Direktor des Zentrums für Internationale und Interdisziplinäre Studien (1994 bis 1999). Als Gastprofessor zog es ihn außerdem immer wieder an ausländische Unis.

Am 1. Jänner 2000 trat Winckler schließlich das Amt als Rektor der Uni Wien an, von 2000 bis 2005 war er als Vorsitzender der Rektorenkonferenz (mittlerweile Universitätenkonferenz - uniko) Sprachrohr aller Universitätsleitungen. In dieser Rolle war Winckler auch maßgeblich am Universitätsgesetz 2002 beteiligt, mit dem die Unis in die Autonomie entlassen wurden. Seine Befürwortung der Reform, die von Kritikern als Entdemokratisierung der Unis verstanden wurde, brachte ihm dann auch eine „Tortung“ durch einen aufgebrachten Studenten ein.

Und noch eine andere Reform bedeutete viel Ungemach für Winckler: Das Bologna-System mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master anstelle von Diplomstudien, mit dem eine Verschulung des Unibetriebs einhergegangen ist. Der Unmut der Studenten gipfelte im Herbst 2009 in einer Besetzung des Audimax der Uni Wien, das über mehrere Monate zum Zentrum landesweiter Studentenproteste wurde. Inhaltlich stimmte Winckler dabei in einigen Fragen sogar mit den Besetzern überein, etwa in ihrem Widerstand gegen die Reduzierung der Unis auf reine Lehranstalten. Nichtsdestotrotz folgte knapp vor Weihnachten die Räumung durch die Polizei.

Neben der Uni Wien saß Winckler von 2005 bis 2009 auch als erster Österreicher der European University Association (EUA), dem höchsten europäischen Hochschulvertretungsorgan, vor. In seinen zwölf Jahren an der Spitze von Österreichs größter Hochschule sah Winckler fünf Wissenschaftsminister kommen und gehen. 2010 war er sogar selbst als potenzieller Nachfolger von Johannes Hahn (ÖVP), der als Kommissar nach Brüssel wechselte, im Gespräch - ein Job, der ihn aber nie gereizt habe, da man „nicht wirklich einen Gestaltungsrahmen“ habe, so Winckler später zur APA. Sparen sei für die Unis nämlich immer angesagt gewesen, egal unter welchem Minister.

Neben seiner Arbeit als Rektor war Winckler in der Vergangenheit u.a. Vizepräsident der Nationalökonomischen Gesellschaft und des Beirates der Verwaltungsakademie des Bundes sowie Sprecher auf Konferenzen des Internationalen Währungsfonds, der EFTA und der OECD. Damals wie heute sitzt Winckler auch in verschiedenen Kontrollgremien: So ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Erste Stiftung sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Uniqa Versicherungsverein Privatstiftung und der Erste Bank. Außerdem fungiert er als Universitätsrat „seiner“ Uni Wien und ist Mitglied im Kuratorium des Instituts für Höhere Studien (IHS).

Seinen Geburtstag verbringt Winckler standesgemäß bei einer hochschulpolitischen Tagung: Er referiert bei der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria über Rahmenbedingungen für gute Forschung aus der Sicht der Hochschulen.

(B I L D A V I S O - Bilder von Georg Winckler sind im AOM abrufbar)