Gespür für Bruckner: Münchner Philharmoniker in St. Florian

St. Florian bei Linz (APA) - Die Münchner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Valerij Gergiev wollen binnen drei Jahren im Rahmen des Bruckn...

St. Florian bei Linz (APA) - Die Münchner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Valerij Gergiev wollen binnen drei Jahren im Rahmen des Brucknerfestes Linz alle Sinfonien Anton Bruckners in der Stiftsbasilika St. Florian aufführen und gleichzeitig für CD und DVD aufnehmen. Am Montag war die Zweite Sinfonie an der Reihe, wobei Orchester und Dirigent viel Gespür für Bruckner zeigten.

Als einstige Wirkungsstätte von Anton Bruckner und seit 1896 auch Begräbnisort des Komponisten übt die barocke Stiftsbasilika von St. Florian bei Linz auf Musikfreunde und Interpreten der Sinfonien Bruckners große Anziehungskraft aus. Weltbekannte Dirigenten und ihre Orchester sind bereits wiederholt angereist und haben ihre Konzerte dort auch auf Bild- und Tonträger aufgenommen. Die Münchner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Valerij Gergiev steigern derartige Projekte nun mit der geplanten Gesamtaufnahme. Das technisch und organisatorisch aufwändige Vorhaben wurde im Vorjahr mit den Sinfonien Nr. 1., Nr. 3 und Nr. 4 begonnen und wird nun mit den Sinfonien 2, 8 und 9 fortgesetzt.

Den Anfang machte am Montagabend die Sinfonie Nr. 2 c-moll, Fassung 1877. Gegenüber den späteren beim Publikum beliebteren Sinfonien wird diese eher selten gespielt - zu Unrecht, wie man an diesem Abend wieder feststellen konnte. Valerij Gergiev ist ein ausgewiesener Bruckner-Interpret und die Münchner Philharmoniker haben schon oft ihr Feeling für die Sinfonien Bruckners unter Beweis gestellt. Gergievs Dirigierweise ist diffizile Hand-Arbeit, er achtet - bei aller genauen Kenntnis der Sinfonien Bruckners - immer wieder auf die Partitur und baut mit dem perfekt auf Bruckner eingestellten Orchester eine kompakte spannende Wiedergabe auf.

Bruckners Zweite hat viele lyrische Stellen und die markanten, oft von den Blechbläsern dominierten Themen (besonders herausragend der Horn-Solist!) erdrücken nicht Raum und Zuhörer. Die zahlreichen Generalpausen des Werks werden von Gergiev aufmerksam zum Atemschöpfen beachtet. Bereits in diesem Werk macht Bruckner seine Herkunft von der Orgel deutlich. Und schon hier kommt sein Bezug zur oberösterreichischen Heimat zum Ausdruck, etwa im ersten und im letzten Satz, besonders aber im ungestümen Scherzo mit dem kontrastierenden Trio und seinem wiegenden Ländlerthema. Den Steigerungen der Sinfonie im Finale folgte starker Beifall für Dirigent und Musiker.

Zum Auftakt des Konzerts kam die berühmte Bruckner-Orgel der Stiftsbasilika zum Einsatz. Martin Haselböck spielte Johann Sebastian Bachs berühmte Toccata und Fuge d-moll BWV 565, allerdings in einer Art, die dem Werk nicht gerecht wurde. Weitgehend zu bombastisch und heruntergehudelt kam die Klarheit dieser Musik nicht zur Geltung. Der anschließenden Orgelimprovisation über Themen der zweiten Sinfonie Bruckners fehlte ein klarer Aufbau.

Im aktuellen Bruckner-Zyklus der Münchner und Gergievs steht heute, Dienstagabend, in der Stiftsbasilika St. Florian die „Neunte“ und am Mittwoch die „Achte“ auf dem Programm.

(S E R V I C E - www.brucknerfest.at)