Von Drach bis „Dibbuk“: Theater Nestroyhof Hamakom 2018/19

Wien (APA) - „Im Gedenkjahr 2018 tun wir nichts anderes als das, was uns seit der Eröffnung des Theater Nestroyhof Hamakom unter den Nägeln ...

Wien (APA) - „Im Gedenkjahr 2018 tun wir nichts anderes als das, was uns seit der Eröffnung des Theater Nestroyhof Hamakom unter den Nägeln brennt: Wir erzählen Geschichten, die erinnern - Geschichten der Gegenwart.“ So fasste Hamakom-Leiter Frederic Lion am Dienstag die kommende Spielzeit zusammen, die am 16. Oktober mit dem Stück eines „großen, unbequemen Giganten der österreichischen Literatur“ startet.

Ingrid Lang, die heute als künftige künstlerische Co-Leiterin vorgestellt wurde, wird Albert Drachs „Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot“ inszenieren, begleitend finden mehrere Veranstaltungen statt, um den jüdischen Autor Drach (1902 - 1995) „angesichts der politischen Wirklichkeit wieder ins Bewusstsein zurückzuholen“, so Lion. Drach schildere in seinem Stück „den Vorgang einer Machtergreifung in all seiner Banalität“. Auf der Bühne werden zehn Schauspieler stehen. „Da wir unserer Künstler ordentlich bezahlen, ist das auch der Grund, dass wir heuer ‚nur‘ drei Eigenproduktionen machen“, so Lion angesichts der umfangreichen Besetzungsliste.

Bereits zum fünften Mal verwandelt sich der Nestroyhof im Dezember in „Sam‘s Bar“: „Das ist unser Versuch, im Dezember etwas lockerer zu sein“, beschrieb Lion das Ansinnen, dem ursprünglichen „Etablissement-Charakter des Hauses nachzuspüren“. Auf dem Programm stehen aber nicht nur Konzerte, sondern auch die zweite Eigenproduktion der Saison: Am 7. Dezember feiert Milena Michaleks Stückentwicklung „Dibbuk“ Premiere; als Motiv dient der Regisseurin der „Dibbuk“ aus der jüdischen Mystik. Angekündigt ist „ein lustvoller Abend zwischen Lyrik und Schamanismus, Freud und Ginsberg, Esoterik und Totentanz“. Realisiert wird der Abend mit nur einer Schauspielerin (Katharina Knap) und Musik von Ingrid Schmoliner.

Die dritte Eigenproduktion feiert am 26. Februar mit René Kaliskys „Falsch“ Premiere. Hausherr Frederic Lion inszeniert die Geschichte eines Mannes, der in New York auf der Straße zusammenbricht und an der Schwelle zum Tod in einem leeren Nachtlokal als letzter Überlebender der jüdischen Familie Falsch seine verstorbenen Angehörigen trifft. „Falsch“ sei ein „erbarmungsloses Epos über Exil und Vertreibung“, das über den jüdischen Kontext hinausreiche, so Lion.

Weiters im Programm hat man ab 8. Jänner eine Kooperation mit dem Neuen Wiener MusikTheater: Komponist und Autor Alexander Kukelka hat mit „Die Überflüssigen“ eine „Operngroteske“ geschaffen, die sich mit der „Hölle des Gleichen, dem Terror der ‚Likes‘ und der Diktatur der Transparenz auseinandersetzt“, wie er beim Pressegespräch erläuterte. An Figuren versammelt er u.a. „ein aufstrebendes junges Schlagersternchen, eine hoch angesehene Society-Lady oder einen CEO eines multinationalen Konzerns“.

„Tom a la Ferme. Am Land ist es immer finster“ nennt sich schließlich die Koproduktion mit dem Kollektiv „wirgehenschonmalvor“: Matthias Köhler inszeniert die deutsche Fassung des Stücks von Marc Michel Bouchard als „düstere und gewaltvolle Geschichte“ rund um die Themen Homophobie, Nationalismus und „toxische Männlichkeit“.

Mit einem Ausblick auf den Herbst 2019 schloss die Spielzeitpressekonferenz ab: Geplant ist die Uraufführung eines Stücks von Philipp Weiss, der soeben mit seinem Mammut-Roman „Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen“ Erfolge feiert. Unter dem Titel „Der letzte Mensch“ will sich der Autor der Frage stellen, was ein Mensch erleben wird, der heute zur Welt kommt. „Welche Wirklichkeiten werden - nach dem vergangenen, unvorhersehbaren, sprachlos machenden Jahrhundert - die nächsten hundert Jahre bestimmen?“

(S E R V I C E - www.hamakom.at)