Kardinal Marx bittet um Entschuldigung fürs Wegschauen und Vertuschen
Fulda (APA/dpa) - Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hat die Opfer des massenhaften sexuellen Miss...
Fulda (APA/dpa) - Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hat die Opfer des massenhaften sexuellen Missbrauchs unter dem Dach der Kirche in aller Form um Entschuldigung gebeten.
„Allzulange ist in der Kirche Missbrauch geleugnet, weggeschaut und vertuscht worden. Für dieses Versagen und für allen Schmerz bitte ich um Entschuldigung“, erklärte Marx am Dienstag in Fulda bei der Vorstellung einer Studie, die den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Kleriker in den vergangenen Jahrzehnten umfangreich dokumentiert.
Marx fügte an: „Ich schäme mich für das Vertrauen, das zerstört wurde; für die Verbrechen, die Menschen durch Amtspersonen der Kirche angetan wurden; und ich empfinde Scham für das Wegschauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was geschehen ist und die sich nicht um die Opfer gesorgt haben.“ Das gelte auch für ihn selbst. „Wir haben den Opfern nicht zugehört. All das darf nicht folgenlos bleiben.“ Er konstatierte: „Viele Menschen glauben uns nicht mehr. Und ich habe dafür Verständnis.“
Marx hatte am Montag in diesem Zusammenhang angedeutet, dass die Bischöfe im Laufe der Woche bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda auch über mögliche Strukturänderungen in der Kirche beraten wollten. Er sprach von „einem Wendepunkt für die katholische Kirche in Deutschland - und nicht nur in Deutschland“.
Die Studie ergab unter anderem, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 Minderjährige missbraucht haben sollen. Marx erklärte dazu: „Die Auseinandersetzung mit den Ereignissen und den Konsequenzen ist damit nicht abgeschlossen, sondern beginnt jetzt.“