Grasser-Prozess - Vermögensverwalter Wicki sieht Schuld bei der Bank
Wien/Linz (APA) - Dienstagnachmittag ist beim Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere der Schweiz...
Wien/Linz (APA) - Dienstagnachmittag ist beim Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki einvernommen worden. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Geldwäsche vorgeworfen. Er soll geholfen haben, die Spur des Korruptionsgeldes zu vertuschen. Wicki erklärte sich unschuldig und beschuldigte eine Bank in Liechtenstein.
Wicki gab heute an, er sei seit Jahren der Vermögensverwalter von Grassers Ehefrau Fiona gewesen. Er habe Grasser Ende 2006 oder Anfang 2007 in Wien persönlich kennengelernt, Fiona sei da nicht dabei gewesen. Die Millionärin aus der Swarovski-Familie habe ihn gebeten, ihre Vermögensangelegenheiten mit ihrem Ehemann zu besprechen, weil dieser sich besser mit Aktiendepots auskenne.
Karl-Heinz Grasser oder Fiona hätten ihm dann Walter Meischberger avisiert, den er Anfang 2008 persönlich getroffen habe. Schon Ende 2007 habe er aber den Kreditvertrag zwischen der Gesellschaft Mandarin und Meischberger geschlossen, nämlich im Dezember 2007.
Die Gesellschaft Mandarin war auf Belize ansässig, eine Off-Shore-Gesellschaft, wie sie von Wickis Vermögensverwaltungsgesellschaft Private Asset Partners nach dessen Angaben öfter benutzt wurde. Für die Mandarin gab er als wirtschaftlich Berechtigte seine damals 77-jährige Mutter an. Diese hätte ein größeres Erbe von ihrer Mutter - seiner Großmutter - erwartet, was sich aber nie realisiert habe, sagte Wicki. Er habe sich auf die Angaben seiner Mutter verlassen und sie war als wirtschaftlich Berechtigte der Mandarin eingetragen.
Während die Mutter laut Norbert Wicki noch auf das Erbe wartete, habe er die Mandarin für Treuhandgeschäfte genutzt. Zwar sei es auch ein Fehler seiner Mitarbeiterin gewesen, diese Treuhandgeschäfte nicht der das Mandarin-Konto führenden Bank in Liechtenstein anzugeben, räumte er ein. Allerdings hätte auch die Bank in Liechtenstein erkennen müssen, dass da eine größere Geldsumme von einem Konto von Walter Meischberger gekommen sei. „Die Bank hat in der Compliance völlig versagt“, empörte sich Wicki mehrmals. Denn es sei ja klar gewesen, wovon das Geld gekommen sei - nichts Geheimes, eine offizielle Überweisung von Konto zu Konto. Nur deswegen werde er jetzt wegen Geldwäsche verfolgt, meinte er. Später hätten dies zwei Bankvertreter ihm gegenüber eingestanden und sich ihm gegenüber entschuldigt.
Zwischen Meischberger und der Mandarin gibt es laut Wicki einen Darlehensvertrag vom Dezember 2007. Mit 500.000 Euro sollten Aktien der Meinl International Power (MIP) gekauft werden, um Grasser, der für die MIP tätig war, mit Stimmen bei der Hauptversammlung zu unterstützen, sagte Wicki heute. Die MIP-Papiere wurden aber erst Anfang Juni 2008 gekauft. Er habe damals abgewartet und die Entwicklung des MIP-Kurses verfolgt, sagte Wicki, um möglichst gut zu kaufen.
Laut Anklagevorwurf kamen die 500.000 Euro nicht von Meischberger, sondern von Grasser, da die Staatsanwaltschaft das Liechtensteiner HIB-Konto 400.815 Grasser zurechnet. Grasser habe das Ganze mit Wicki besprochen und organisiert. Grasser und Wicki weisen dies zurück.
Abgerechnet wurde der Darlehensvertrag mit der Mandarin übrigens erst im Herbst 2009, als Meischberger den Darlehensvertrag kündigte. Damals waren die ersten Berichte über Korruptionsverdacht in den Medien aufgetaucht. Meischberger habe angegeben, er brauche wegen seiner Selbstanzeige bei der Steuer Geld, so die Richterin.
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