Missbrauch

Bill Cosby tritt nach Verurteilung mehrjährige Haftstrafe an

Die Behörden haben das Polizeifoto Cosbys veröffentlicht.
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Mindestens drei und höchstens zehn Jahre muss Bill Cosby hinter Gitter. Mit der Strafe hat Richter Steven O‘Neill in Pennsylvania auch darüber entschieden, wie der einst so beliebte Comedian den Amerikanern in Erinnerung bleibt.

Norristown – Nach seiner Verurteilung wegen sexueller Nötigung in drei Fällen hat der US-Schauspieler und Comedian Bill Cosby seine mehrjährige Haftstrafe angetreten. Polizisten führten den 81-Jährigen am Dienstag in Handschellen aus dem Gerichtssaal in Norristown in Pennsylvania.

In einer Sammelstelle wird entschieden, in welche der 24 Haftanstalten des Bundesstaats Cosby kommt. Er muss eine Strafe von mindestens drei und höchstens zehn Jahren Haft absitzen.

Den einst sehr beliebten „TV-Papa“ Amerikas in Handschellen zu sehen sei „kein Grund zum Feiern“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele. „Wir nehmen es sehr ernst, wenn jemandem die Freiheit genommen wird. Aber ich werde mich nicht für meinen Job entschuldigen.“ Die zuständige Behörde im Bezirk Montgomery County veröffentlichte kurz darauf das Polizeifoto, das Cosby im weißen Hemd mit Hosenträgern zeigt. Er wirkt auf dem Foto niedergeschlagen und schaut nicht in die Kamera.

US-Entertainer Bill Cosby.
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Keine Kaution möglich

Cosbys Verteidiger Joseph Green scheiterte beim Versuch, Cosby gegen Kaution auf freien Fuß zu bekommen, bis über das geplante Berufungsverfahren entschieden ist. Dieses würde beim nächst höheren Gericht verhandelt, dem Superior Court in Harrisburg. Dieses Gericht muss den Fall anhören – anders als der übergeordnete Supreme Court, das höchste Gericht im Staat Pennsylvania. Cosby muss zusätzlich eine Geldstrafe von 25.000 Dollar (21.200 Euro) zahlen und die Gerichtskosten des Strafprozesses tragen.

Cosby verzichtete auf die Gelegenheit, sich im Prozess abschließend zu äußern. Auch auf Fragen von Reportern reagierte er nicht. „Mister Cosby geht es gut und Mister Cosby weiß, dass Gott über ihn wacht“, sagte sein Sprecher Andrew Wyatt nach dem Urteil. Kein Prozess sei in der Geschichte der USA rassistischer und sexistischer gewesen als dieser. Wyatt erwähnte auch den „Sex-Krieg“ gegen den umstrittenen Kandidaten für den obersten US-Gerichtshof, Brett Kavanaugh, gegen den derzeit Missbrauchsvorwürfe im Raum stehen.

Andrea Constand warf dem Comedian sexuellen Missbrauch vor.
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60 Frauen hatten Cosby sexuelle Übergriffe unterschiedlicher Art vorgeworfen. „Die Vergewaltigung ist in meine Seele eingraviert“, teilte das Model Janice Dickinson nach dem Urteil mit, deren Fall zu keiner strafrechtlichen Verfolgung geführt hatte. Dickinson hatte im Prozess als Zeugin ausgesagt. Der Tag der Abrechnung sei für Cosby endlich gekommen, sagte Anwältin Gloria Allred, die mehrere der Frauen vertritt.

„Über Jahrzehnte konnte der Angeklagte sein wahres Ich und seine wahren Verbrechen verbergen“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele. Cosby habe sich hinter der TV-Figur des Dr. Cliff Huxtable versteckt, die er für die einst sehr beliebte „Bill Cosby Show“ geschaffen hatte. Steele bezeichnete die Strafe als „fair und bedeutend“.

Fernsehteams berichten vom Stern Cosbys am Walk of Fame.
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„Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall“

„Niemand steht über dem Gesetz und niemand sollte wegen seines Wohnorts, wegen seiner Identität oder wegen Wohlstand, Ruhm, Berühmtheit oder sogar Wohltätigkeit anders behandelt werden“, sagte der Richter in seinem Urteilsspruch. „Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall.“ Die Auswirkungen auf Cosbys Leben seien ihm bewusst „und es tut mir leid“, sagte der Richter.

Cosby war wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen schuldig gesprochen worden. Dafür drohten ihm bis zu 30 Jahre Haft. Die Prozessparteien einigten sich aber, diese Fälle zusammenzuführen. Die Höchststrafe lag damit bei bis zu zehn Jahren Haft im Gefängnis des Bundesstaats Pennsylvania. Die Inhaftierten in den „State Prisons“ der Bundesstaaten sitzen oft längere Strafen für schwerere Verbrechen ab als Insassen der Bezirksgefängnisse. Auch Hausarrest oder Zeit in einer Rehabilitierungs-Einrichtung wären als Strafe möglich gewesen.

„Gewaltbereiter Sexualverbrecher“

„Wer jemanden unter Drogen setzt und sexuell missbraucht, muss einen hohen Preis zahlen, und dieser Preis ist die eigene Freiheit“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele. Verteidiger Joseph Green hatte dagegen von „übermäßiger Härte“ gesprochen und auf Cosbys Alter sowie seine Blindheit hingewiesen. „Was macht ein 81 Jahre alter Mann im Gefängnis?“, fragte Green.

Im öffentlichen Register für Sexualstraftäter, das alle 50 Bundesstaaten der USA führen, wird Cosby als „gewaltbereiter Sexualverbrecher“ eingetragen. Auch nach seiner Haftstrafe oder einer Entlassung auf Bewährung muss er sich damit regelmäßig bei der Polizei melden und an Therapie-Sitzungen teilnehmen. Kindergärten, Schulen und Bewohner in Cosbys Nachbarschaft werden zudem mit Foto und Hinweisen über seine Straftaten vor ihm gewarnt. Diese Hinweise sind öffentlich im Internet einsehbar. (APA/dpa/AFP)

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