Ur-Science Buster Puntigam war vom Erfolg „vollkommen überzeugt“ 1
Wien (APA) - Seit 2007 verdingt sich die Kabarettgruppe Science Busters als Wissenschaftsvermittler. Heute, Mittwoch, startet man in Linz in...
Wien (APA) - Seit 2007 verdingt sich die Kabarettgruppe Science Busters als Wissenschaftsvermittler. Heute, Mittwoch, startet man in Linz in seit einiger Zeit veränderter Zusammensetzung mit neuen Programmen in eine ausgedehnte Tournee. Im TV steht Mitte Jänner die Ausstrahlung der 75. Show an. „Unbescheiden“ gibt sich Ur-Science Buster Martin Puntigam im APA-Gespräch angesichts dieses anhaltenden Erfolgs.
Aus der ursprünglich aus den beiden Physikern Heinz Oberhummer und Werner Gruber sowie dem Kabarettisten Puntigam gebildeten „Boygroup“ ist nach Oberhummers Tod im Jahr 2016 und Grubers Ausstieg eine naturwissenschaftliche „Kelly Family“ geworden, wie man sich mittlerweile selbst bezeichnet. Neben dem einzigen Gründungsmitglied sind nun der Astronom Florian Freistetter, der Mikrobiologe Helmut Jungwirt, Günther „Gunkl“ Paal, die Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher, der Molekularbiologe Martin Moder und der Chemiker Peter Weinberger an Bord. Neun neue Folgen mit wechselnder Besetzung sind ab Mitte Dezember im ORF zu sehen. Warum er die „urtollen“ Science Busters als Jugendlicher vielleicht übersehen hätte und warum der „Geist“ des entschiedenen Esoterik-Kritikers Oberhummer der Truppe immer noch hilft, erklärt Puntigam vor dem Tour-Start.
APA: Hätten Sie sich 2007 gedacht, dass Sie - als mittlerweile einzig verbliebener Fixstern - mit den Science Busters auch im Jahr 2018 auf große Tour gehen werden?
Martin Puntigam: Es klingt so unbescheiden, aber eigentlich schon! Ich war vollkommen überzeugt davon, dass wenn wir uns nicht blöd anstellen und uns niemand überholt, das eigentlich erfolgreich werden muss. Anders als bei meinen Soloprogrammen, wo ich oft Dinge gemacht habe, die unüblich waren und erst später Mainstream geworden sind, war bei den Science Busters völlig klar, dass es so etwas in vielen anderen Ländern schon gibt. Es hat das alles also populärkulturell schon gut aufbereitet gegeben. Wir haben da einen hundertspurigen Highway vorgefunden, auf dem wir nur fahren haben müssen.
Wir mussten das nur geringfügig variieren: Ich wusste aufgrund meiner Theatererfahrung, dass das mit Kostümen gut geht. Wir haben die Hochamtsdramaturgie invertiert - also der Ministrant (Puntigam gibt den „Master of Ceremonies“, kurz MC, Anm.) ist eigentlich der Chef. Viele hatten bei der Wissenschaftsvermittlung das Problem, dass man dem Wissenschafter die Witze übel nimmt und dem Komiker die Wissenschaft nicht geglaubt wird. Darum haben wir es größer aufgestellt - als Ensemble. Ich war überzeugt davon, dass das funktionieren muss und wir das eigentlich bis zum Grab - was ja dann leider tatsächlich passiert ist - machen kann.
APA: Hätten Sie sich so etwas wie die Science Busters in ihrer Schulzeit gewünscht?
Puntigam: Da muss ich jetzt natürlich kokett sagen: Klar, das wäre urtoll gewesen. In Wirklichkeit hat mich Wissenschaft als Jugendlicher nicht sehr interessiert. Ich bin erst ganz spät als Erwachsener schön langsam zu den Naturwissenschaften gelangt. Das heißt, die Science Busters wären vermutlich an mir vorbeigegangen. Außer natürlich, es hätte einen so hochattraktiven MC mit rosa Trikot und Brustnippeln im Fernsehen gegeben - etwa in den Kunststücken.
APA: Hat sich das Publikum über die Zeit hinweg verändert?
Martin Puntigam: Schwer zu sagen, aber es hat den Anschein als wäre es ein bisserl akademischer oder studentischer geworden. Wir haben jetzt nicht mehr so einen folkloristischen Kapazunder auf der Bühne - den wir ja sehr bewusst dann noch sehr antiintellektuell inszeniert haben. Das war grundgelegt, und das haben wir Werner Gruber ja auch aufgedrückt, weil er auch am Boulevard die Leute abholen könnte. Boulevard kann eigentlich von uns jetzt niemand gut - am ehesten noch Martin Moder.
APA: Zu einem wiederkehrenden Thema schenken Sie neuerlich Bier ein. Mit welchen neuen Erkenntnissen wartet „Ozapftis!“ in der 2018er-Version auf?
Puntigam: Ursprünglich haben wir uns schon 2010 dem Thema „Oktoberfest“ von der physikalischen Seite aus genähert. Jetzt stehe ich mit Freistetter und Moder auf der Bühne. Das sind schon andere Fragestellungen, die uns da bestricken. Beginnend vom großen Thema, wenn man nach Hause kommt und es fängt sich alles im Kopf zu drehen an - was gibt es für Möglichkeiten? Die bekannte, volkstümliche Variante ist ja: ein Bein aus dem Bett stellen, um zu bremsen. Wir fragen uns warum das hilft. Wir beschäftigen uns aber auch mit der wesentlich interessanteren Variante, „Schweres Wasser“ zu trinken. Es hilft zwar sehr gut gegen Drehschwindel, ist aber exzessiv angewendet giftig.