Internationale Pressestimmen zur Brexit-Diskussion

London (APA/dpa) - Internationale Zeitungen schrieben am Mittwoch zur Brexit-Diskussion nach dem Labour-Parteitag in Großbritannien:...

London (APA/dpa) - Internationale Zeitungen schrieben am Mittwoch zur Brexit-Diskussion nach dem Labour-Parteitag in Großbritannien:

„El Mundo“ (Madrid):

„Die Trennung ist nicht unumkehrbar. Der Brexit, einer der größten politischen Fehler dieses Jahrhunderts, hat die Büchse der Pandora geöffnet, aus der alle Dämonen der britischen Politik entflohen sind. Die Unfähigkeit der (britischen Premierministerin) Theresa May, mit der EU ein vernünftiges Scheidungsabkommen zu erzielen, hat die Gespräche in eine Sackgasse manövriert. Die Polarisierung hat sich im Vereinigten Königreich zugespitzt. Die Folgen werden jeden Tag sichtbarer. Die wirtschaftliche Verlangsamung wird immer besorgniserregender. Vor diesem Hintergrund wird in der Labour Party erstmals die Möglichkeit eines neuen Referendums über den Verbleib in der EU in Erwägung gezogen. Immer mehr Briten sind dafür. Das könnte eine unverantwortliche Entscheidung, bei der wir alle viel zu verlieren haben, wieder rückgängig machen.“

„Pravda“ (Bratislava):

„Wenn das Brexit-Referendum für Großbritannien ein Hasardspiel war, dann war alles, was seither geschah, eine Katastrophe. (Premierministerin) Theresa May, die nach David Cameron die Regierung noch in Siegesstimmung übernahm, ist heute eine Politikerin, die wie aus irgendeiner Unaufmerksamkeit noch nicht bemerkte, dass ihre Zeit schon abgelaufen ist.

Camerons Referendum war nur ein zynisches Mittel, um einen Riss in seiner Partei zu kitten, und selbst das misslang. Das muss jetzt aber nicht heißen, dass nun alle nur dem Absturz der Konservativen in ihr bitteres Ende zusehen werden. Mit ihnen würde nämlich noch viel mehr abstürzen.“

„Lidove noviny“ (Prag):

„Wenn es Großbritannien nicht gäbe, müsste Europa es erfinden. (...) Zur für viele Europäer so anziehenden ‚Britishness‘ gehört neben Weltoffenheit und einer gewissen Skepsis auch der Respekt vor Gesetzen und einmal gemachten Versprechungen. (...) In den aktuellen Nachrichten aus Großbritannien ist oft von einem ‚neuen Referendum‘ die Rede. Es entsteht der Eindruck, dass diejenigen Kräfte, die mit dem Austritt der EU nicht einverstanden sind, eine Wiederholung des Referendums durchsetzen wollen - natürlich in der Hoffnung, dass das Ergebnis diesmal ein anderes sein würde. Doch das würde unsere Vorstellung von ‚Britishness‘ untergraben: Das einmal gegebene Wort würde nicht gehalten.“

„Duma“ (Sofia):

„Die Briten kommen wohl zu sich. (...) Der Zorn der Mitglieder der Labour-Partei wurde durch die Unfähigkeit von Premierministerin Theresa May, sich mit der EU über einen Austritt aus der Union zu einigen, hervorgerufen. Die Briten hofften ja, dass dies auf die schmerzloseste Weise für sie geschehen könnte - dass alles beim Alten bleiben könnte, ohne dass das Königreich Geld für die gemeinsame Kasse bereitstellt und ohne dass es sich den Brüsseler Richtlinien unterwirft. Es stellte sich aber heraus, dass die Europäer sich nicht für dumm verkaufen lassen wollen und auch keine Absicht haben, das Leben in Großbritannien leichter zu machen. Einen schmerzlosen Brexit wird es und kann es nicht geben. (...) In den Kreisen der Konservativen scheint man auch nicht besonders glücklich zu sein.“