Weniger versicherte Schäden trotz Zunahme an Naturkatastrophen

Linz/München/Zürich (APA) - Bis zu 4,25 Mrd. Euro versicherter Schaden dürfte laut Risiko-Analysefirma RMS Sturm „Florence“ im US-Staat Nort...

Linz/München/Zürich (APA) - Bis zu 4,25 Mrd. Euro versicherter Schaden dürfte laut Risiko-Analysefirma RMS Sturm „Florence“ im US-Staat North Carolina angerichtet haben. Der gesamtwirtschaftliche liegt wohl weit höher. Denn 85 Prozent der Schäden seien ungedeckt, so Martin Bertogg vom Rückversicherer Swiss Re Dienstag in München. „Florence“ führte vor allem zu Hochwasser, doch da klaffe in den USA eine Versicherungslücke.

Weltweit mache der Anteil der unversicherten Schäden rund 70 Prozent aus. Die Schere zwischen versicherten und unversicherten Schäden werde wegen fehlenden Risikobewusstseins in der Bevölkerung immer größer, erklärte der Leiter der Vertragsabteilung Stefan Reese in dem Pressegespräch. Gleichzeitig werden die Naturkatastrophen und die daraus resultierenden Folgen mehr und intensiver, weshalb die ausbezahlten Schadenssummen wachsen, so das Spannungsfeld in der Versicherungsbranche. Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände bescherten den Versicherungen 2017 das teuerste Jahr überhaupt. Die versicherten Schäden waren mit 144 Mrd. Dollar (117 Mrd. Euro) fast drei Mal so hoch wie im Jahr davor.

Eine Ursache für die Veränderung des Risikofaktors Naturgewalt sei der Klimawandel, wie Bertogg, Chef des Katastrophenbereich des Schweizer Rückversicherers, ausführte. Aber auch die wachsende Urbanisierung und Landnutzung - vor allem in Asien - führen dazu, dass bei Wetterextremen die Schäden größer werden. In Europa rechnet er durch die Klimaerwärmung vor allem mit einem Anstieg von Hitzewellen und Starkregen.

Konkret für Österreich bedeute dies laut Swiss Re-Flutexperte Josef Breitsameter, mehr Dürreperioden sowie einen Rückgang des Permafrostes in den Alpen. Die Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke und der Gletscher werden weniger, was im Gebirge dazu führe, dass Felshänge aufweichen und instabiler werden. Damit entstehe durch herabfallendes Geröll ein Gefahrenpotenzial für Seilbahnen, Berghütten und Wanderwege.

In erster Linie werden aber durch den Klimawandel die Fälle von Wasserschäden steigen. Nicht mehr nur Regionen in der Nähe von Gewässern sieht Breitsameter betroffen, durch die großen Niederschlagsmengen könnte dies ein grundsätzliches Risiko werden. Dennoch werden Versicherungen gegen Hochwasser nicht nur in den USA sondern auch in Österreich nicht abgeschlossen, erklärte Josef Stockinger, Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, die bei Swiss Re rückversichert ist und zu einer Pressereise nach München geladen hatte. So lange es staatliche Katastrophenfonds gebe, werde sich daran auch nichts ändern, meinte er. Eine Pflichtversicherung, wie sie etwa in der Schweiz existiere, hält auch sein Stellvertreter Othmar Nagl aktuell nicht für einführbar.

~ WEB http://www.swissre.com/

http://www.ooe-versicherung.at ~ APA170 2018-09-26/11:23