Pastose Erlebniswelt des Weiblichen: Donna Huanca im Belvedere

Wien (APA) - Hier hauste - und inszenierte sich - einst der Feldherr. Prinz Eugen, in seinen privaten Gemächern, die freilich um nichts weni...

Wien (APA) - Hier hauste - und inszenierte sich - einst der Feldherr. Prinz Eugen, in seinen privaten Gemächern, die freilich um nichts weniger der Repräsentation gewidmet waren. Ab Freitag bespielt Donna Huanca, eine junge Künstlerin bolivianisch-amerikanischer Herkunft, das Untere Belvedere mit einer Performance-Installation als sinnliche, übersinnliche Erlebniswelt des Weiblichen.

Pastose Wände, dick von meterhohen Gemälden in Blautönen belegt, wunderliche Skulpturen, Geräusche, Gerüche - und eine Performance, die keine ist. 16 Modelle, alles Frauen oder Männer, die sich als Frauen identifizieren, bewohnen diese andere, entrückte, farbenfrohe Welt, fast nackt, aber mit Farbe bedeckt, und scheinen versunken in eine Halluzination, eine Meditation oder eine künstlerische Fantasie. Neben und zwischen den alterwürdigen Skulpturen des Museums eröffnen sie selbstbewusst ein belebteres Universum, posieren auf Sockeln, vor Objekten, wandeln durch die Räume und wälzen sich an weißen Wänden, farbige Spuren hinterlassend.

„Es ist keine Ausstellung und es ist keine Theater-Performance“, erklärt Nick Koenigsknecht, Huancas Berliner Galerist, im APA-Gespräch. Die Modelle, die Huanca auch als „Originalgemälde“ bezeichnet, stehen im Zentrum - die Musik, der Geruch, die Räume gehören ihnen und werden für sie eingerichtet. In den Podesten, auf denen sie stehen kommt mit einem Vibrationsmuster eine weitere sinnliche Ebene dazu, die wir als Zuschauer nicht einmal wahrnehmen. Sie sollen sie „begleiten“ in ihre Trance. Das Publikum ist nicht Publikum, eher zufälliger Zeuge, der in ein geheimes Ritual gestolpert ist.

Es sei fast ein Schock für sie gewesen, die erste Begegnung mit Huancas Arbeit im Vorjahr bei der Art Basel, erzählt Stella Rollig, Generaldirektorin und Kuratorin der Ausstellung, gegenüber der APA. „Der Schock etwas zu erleben, das man wirklich noch nicht kennt.“ Kurzerhand erfolgte die Einladung an die Künstlerin, die noch am Anfang ihrer Karriere steht, spezifisch für die großzügigen Räume des Unteren Belvedere eine Arbeit zu kreieren. Eine Premiere für Prinz Eugens Gemächer. „Eine weibliche Raumbesetzung“, so Rollig programmatisch.

Der Raum selbst wird bei Donna Huanca zu einer ephemeren Kategorie. Die Modelle - während der gesamten Ausstellungsdauer werden jeweils zwei von ihnen aktiv sein - schreiben sich ihm ständig neu ein, haben das künstlerische Objekt als lebendige, selbstbewusste Kunstwerke selbst abgelöst. Die Gemälde sind übermalte Großaufnahmen ihrer Haut. Auf Bildschirmen laufen Videos ihrer Körper, wie Hände mit dicker Farbpaste auf der nackten Haut spielen. Die Bilder verwendet Donna Huanca später weiter, „sie arbeitet in einem zyklischen Prozess“, so Koenigsknecht, in den man unwillentlich mit hineingezogen wird. Vom Licht in die Dunkelheit, von der Dunkelheit ins Licht, durch die Haut, ihre Textur, ihre Muster, ihre Farbe, hinaus in den Raum - und wieder zurück. Es atmet, blubbert, tönt und duftet in Prinz Eugens Gemächern.

(S E R V I C E - „Donna Huanca. Piedra Quemada“, von 28. September bis 6. Jänner, Unteres Belvedere. www.belvedere.at)