Europäischer Radgipfel Salzburg: Radabzeichen für Schüler empfohlen
Salzburg/Wien (APA) - Die Kinder verlernen das Radfahren. 40 Prozent der Grazer Volksschüler haben zuletzt die freiwillige Radfahrprüfung ni...
Salzburg/Wien (APA) - Die Kinder verlernen das Radfahren. 40 Prozent der Grazer Volksschüler haben zuletzt die freiwillige Radfahrprüfung nicht geschafft, berichtete etwa die „Kleine Zeitung“ am vergangenen Wochenende. Experten wollen nun gegensteuern - und fordern die Aufnahme von Radfahren in die Lehrpläne der Primar- und Sekundarstufe und die Einführung von Fahrradabzeichen ähnlich den Schwimmabzeichen.
„Wir brauchen radfahrkompetente Kinder, auch damit sie das Rad später in den Alltag einbauen können“, sagte Martin Blum, Leiter der Mobilitätsagentur Wien, beim Europäischen Radgipfel 2018 in Salzburg. Anfang April hat sich die österreichische Bundesregierung das Ziel gesetzt, den Anteil der Radfahrer am Verkehr bis ins Jahr 2025 auf 13 Prozent zu verdoppeln. Ein Ziel, das sich nur mit einem Bündel an Maßnahmen erreichen lässt - und eben in einem Punkt ein frühes Ansetzen erfordert.
„Kinder, die ihr Rad beherrschen und die automatisiert schalten und bremsen, können sich mit voller Aufmerksamkeit dem Verkehr widmen“, so Blum. „Aber es gibt heute Kinder, die können überhaupt nicht mehr Radfahren.“ Praktisch jeder Schulabgänger könne heute schwimmen, weil es in der Schule verpflichtend gelehrt werde. „Wir brauchen hier ein ähnliches Programm.“ Er empfiehlt die Aufnahme von Radfahren in die Lehrpläne, den Aufbau von Kompetenzen bei den Pädagogen und die Einführung von Fahrradabzeichen.
Für die gewünschte Verdoppelung des Radverkehrs brauche es freilich noch ganze andere Anstrengungen. Zur Herausforderung dürfte der Umbau der Städte werden, um Radfahrern, Fußgängern und dem öffentlichen Verkehr wieder mehr Platz zu geben. Zugleich fordert Blum gleiche Rahmenbedingungen bei der steuerlichen Begünstigung von Fahrrädern und Elektrobikes gegenüber Dienstautos. „Das Dienstwagenprivileg führt laut OECD für Österreich zu einem Steuerentgang von jährlich rund 1.500 Euro pro Fahrzeug. Das sind rund 600 Millionen Euro insgesamt.“
Deutlich mehr Geld müsse auch in die Rad-Infrastruktur investiert werden, etwa in breite und durchgängige Radwege, die getrennt vom Autoverkehr geführt werden. „Es gibt hier ein eklatantes Missverhältnis der Ausgaben im Vergleich zum Straßenbau.“ In den Jahren von 2007 bis 2014 wurden vom Ministerium rund 210 Millionen in Radinfrastruktur investiert oder zugeschossen. „Mit diesem Level werden wir die Verdoppelung nicht schaffen“, sagte Blum. Hier brauche es bis ins Jahr 2030 fünf Milliarden Euro zusätzlich.
Der volkswirtschaftliche Nutzen von mehr Radfahrern auf den Straßen - Stichwort Gesundheit und Klimaschutz - lasse sich heute nicht mehr leugnen. „Was es jetzt braucht, ist ein gemeinsames Commitment aller Akteure, dass der Radverkehr eine vorrangige Aufgabe ist.“ Er hoffe in diesem Zusammenhang auf einen gemeinsamen Gipfel von Bund und Ländern im kommenden Jahr, so Blum.