Bezirk Reutte

Dorflift geht mit minimalen Kosten in neue Wintersaison

© Nikolussi

Mit vielen Freiwilligen konnte der Moosberglift in Weißenbach gerettet werden. Jetzt will die Gemeinde den Dorflift endgültig abtreten.

Von Simone Tschol

Weißenbach –Dorflifte haben es schwer. Wenig Schnee, dafür viel Betriebsaufwand. Auch der Moosberglift in Weißenbach ist seit seiner Inbetriebnahme 1972 des Öfteren finanziell ins Schlingern geraten. Vor allem die schneearmen Winter 2006/07 mit nur drei Betriebstagen und der Folgewinter 2007/08 mit drei Wochen Betriebsdauer verschärften die Situation. Der Betreiber, die Gemeinde, beschloss daraufhin die endgültige Schließung des 650 Meter langen Schleppliftes. Mit dieser Entscheidung formierte sich eine Bürgerinitiative zur Erhaltung des Schleppliftes. Der daraus entstandene „Verein Erhaltung Moosberglift“ geht heuer in die achte Wintersaison. Der Lift ist in den Ferien ganztags, am Wochenende ab Freitagmittag in Betrieb. Aber das Konzept hat sich bewährt, wie die Zahlen zeigen. So konnte der einstmals von der Schließung bedrohte Dorflift in der Saison 16/17 bei nur 20 Betriebstagen 25.000 Fahrten verzeichnen, im letzten Winter waren es trotz zahlreicher Regentage 32.000 Fahrten bei 33,5 Betriebstagen. Rund 90 Prozent dieser Fahrten entfallen auf Weißenbacher. Nun soll der Verein den Lift übernehmen.

„Wir wollen uns damit keine goldene Nase verdienen. Mit den Einnahmen aus dem Kartenverkauf sowie der Unterstützung durch die Gemeinde sollen laufender Betrieb und anfallende Reparaturen bezahlt werden“, meint Vereins­obmann Thomas Kerle. Ein Indiz dafür seien die Preise. So ist eine Familiensaisonskarte für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder im Vorverkauf um 45 Euro erhältlich, das Single-Saisonsticket kostet 35 Euro. Kerle lachend: „Wir sind sicher der billigste Lift in ganz Europa.“

Damit das so bleiben kann, wird auch auf eine Beschneiungsanlage verzichtet. „Haben wir keine und wollen wir auch keine. Das wäre nur mit zusätzlichen immensen Kosten verbunden“, lehnt Kerle eine solche kategorisch ab.

Das Konzept, mit tatkräftigen freiwilligen Helfern, Unterstützern und Sponsoren den Lift im Dorf trotz aller Schwierigkeiten weiterzubetreiben, hat Früchte getragen. Kerle: „Ohne die vielen Freiwilligen wäre es nicht zu stemmen. Allein im letzten Winter wurde 1000 Stunden unentgeltlich gearbeitet.“

Was in der Praxis bereits Usus ist, nämlich dass der Liftbetrieb und alles, was dazugehört, komplett vom Verein getragen wird, soll nun auch zu Papier gebracht werden. Bürgermeister Hans Dreier: „Ziel ist es, den Lift komplett an den Verein abzutreten. Dieser kann ihn viel kostengünstiger betreiben als wir. Wir hatten jedes Jahr 15.000 bis 17.000 Euro Abgang zu tragen. Der Vertrag liegt auf, muss aber eventuell noch ein wenig überarbeitet werden.“ Unterstützung durch die Gemeinde gebe es weiterhin – in Form von 5000 Euro, der Übernahme der Haftpflichtversicherung sowie der Schneeräumung auf dem Parkplatz.

Kerle unbürokratisch: „Ich brauche keinen Vertrag, ich möchte eine Zusammenfassung der Protokolle. Falls irgendwer den Lift irgendwann haben möchte, kann ich darauf verweisen und sagen: So haben wir das übernommen, mit Nutzungsrechten und allem Drum und Dran.“

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