viennacontemporary: Investor sieht seine Kunstmesse am richtigen Weg
Wien (APA) - Knapp sieben Jahre nach ersten diesbezüglichen Investitionen in Wien sieht der russische Immobilienentwickler Dmitri Aksenov di...
Wien (APA) - Knapp sieben Jahre nach ersten diesbezüglichen Investitionen in Wien sieht der russische Immobilienentwickler Dmitri Aksenov die am Mittwoch beginnende viennacontemporary mittlerweile als „als wichtigste Kunstmesse in Zentral- und Osteuropa“. Im APA-Gespräch übte der Russe aber auch Selbstkritik und wünschte sich mehr Aufmerksamkeit seitens der Wiener Politik.
„Insbesondere seit wir 2015 in die Marx Halle übersiedelt sind, einen neuen Namen und ein fixes Datum bekommen haben, ist die Kunstmesse wirklich international geworden und hat bessere Plätze in Rankings bekommen“, sagte Aksenov, der seinen Einstieg in die damalige Viennafair 2012 als „Abenteuer“ bezeichnete. Es gebe aber auch jetzt großes Potenzial zur Weiterentwicklung der Messe, die in Bezug auf Inhalt sowie Aufmerksamkeit von Sammlern und Institutionen unter den besten zehn internationalen Kunstmessen sehen möchte.
Aksenov bedauerte gleichzeitig, dass es nicht gelungen sei, „ernsthafte Partnerschaften mit dem politischen Ökosystem“ einzugehen. Während man mit Museen, Galerien und Kunstvereinigungen sehr gut zusammenarbeite, habe dies mit der Politik nicht in gleicher Weise geklappt. „Der ehemalige Bürgermeister Wiens (Michael Häupl, Anm.) war in all den Jahren nur ein einziges Mal auf der Kunstmesse. Dabei sind wir für positive Entwicklungen in der Stadt mitverantwortlich“, sagte der russische Geschäftsmann und verwies auf eine globale Konkurrenzsituation, in der sich auch Wien befinde. Österreichs Hauptstadt sei in Bezug auf Lebensqualität zwar an der Spitze, es sei jedoch stets nötig ein Milieu zu schaffen, das die besten Köpfe und innovative Kräfte anziehe, betonte er.
Der Geschäftsmann selbst entwickelt außerhalb von Moskau Kleinstädtchen auf der grünen Wiese und möchte zeitgenössische Kultur zur Entwicklung lokaler Communities einsetzen. Selbstkritik übte Aksenov in Bezug auf eine seines Erachtens zu geringe Anzahl an Sponsoren und Partnern der Kunstmesse. „Die Erste Group ist unser Hauptpartner, und wir sind mit unserer Kooperation sehr zufrieden. Aber die Reihe der Partner soll erweitert werden“, sagte er. Der Alleingesellschafter der viennacontemporary-Betreibergesellschaft VC Artevents GmbH bestätigte, dass die Messe zuletzt jährlich Abgänge von etwa einer halben Million Euro produziert habe. Er rechne aber damit, dass man ab 2019 ausgeglichen bilanzieren könne, erklärte er.
Zur Nachfolge der bisherigen künstlerischen Leiterin Christina Steinbrecher-Pfandt, die aus persönlichen Gründen die Messe verlässt, wollte Aksenov noch nichts sagen. „Eine endgültige Entscheidung über die Nachfolge steht noch aus, aber es gibt eine gute Auswahlmöglichkeit“, sagte er und kündigte eine Bekanntgabe von Steinbrecher-Pfandts Nachfolger oder Nachfolgerin bald nach dem Ende der diesjährigen viennacontemporary an.
Der 51-jährige Aksenov hat sich in den vergangenen Jahren in Österreich aber nicht nur mit seiner Kunstmesse beschäftigt. Mit der Firma RDI Digital investiert er in Startups, die sich mit Kultur und Technologie beschäftigen, und will Kulturinstitutionen bei der Adaptierung digitaler Lösungen unterstützen. Gemeinsam mit dem Dorotheum, der Wiener Staatsoper und der vienna business agency ließ er in einem „CultTech Lab“ am Dienstag Experten diese Fragen öffentlich diskutieren.
In Erscheinung trat der Geschäftsmann zudem im austrorussischen Kultursponsoring. Abgesehen von seiner Funktion als Präsident der russischen Freunde der Albertina gründete er die Gesellschaft der russischen Freunde der Salzburger Festspiele. „Die Gesellschaft sammelte letztes Jahr eine Million Euro, mit der die Produktion der Mozart-Oper ‚La clemenza di Tito‘ unter dem griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis ermöglicht wurde“, erzählte Aksenov.
Zuletzt unterstützten Aksenovs Familienstiftung und RDI Digital aber auch die Theaterproduktion „The Iran Conference“ des russischen Regisseurs Iwan Wyrypajew, die vergangene Woche beim steirischen herbst in Graz und am Samstag auch beim Vienna Humanities Festival des IWM in Wien zu sehen sein wird. Dass Wyrypajews politische Haltung ihm in Moskau Probleme einbringen könnte, glaubt Aksenov nicht. „Wir wollen gute Ideen unterstützen, wobei die Träger dieser Ideen durchaus unterschiedliche Positionen vertreten können“, sagte er und sprach von einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Theatermacher. Der in Warschau lebende Wyrypajew hatte Russlands Mächtige 2017 im Zusammenhang mit dem Strafverfahren gegen seinen Kollegen Kirill Serebrennikow äußerst heftig kritisiert.
(Das Gespräch führte Herwig G. Höller/APA)