Tirol

Konservativ, aber liberal im Respekt

© Parigger

Er war ein „Homo Politicus" und Bürger der Stadt Innsbruck vom Scheitel bis zur Sohle. Ein Konservativer aus Leidenschaft mit rebellischen Z...

Er war ein „Homo Politicus" und Bürger der Stadt Innsbruck vom Scheitel bis zur Sohle. Ein Konservativer aus Leidenschaft mit rebellischen Zügen, aber immer liberal im Respekt gegenüber anderen Weltanschauungen. Am Dienstag ist der ehemalige Innsbrucker Stadtrat, Rechtsanwalt und Gründer des Tiroler Arbeitsbundes (TAB) Willi Steidl im 91. Lebensjahr verstorben.

Steidl verkörperte ein Stück Politikgeschichte, war ein enger Weggefährte des legendä­ren Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer und Vorkämpfer für Transparenz sowie parteiinterne Demokratie. Steidl prangerte die Machtverfilzung, Ämterkumulierung und Unvereinbarkeiten in der ÖVP an. Das führte schlussendlich zum Bruch mit der Stadt-ÖVP unter Bürgermeister Alois Lugger und 1971 zur eigenständigen Kandidatur.

„Ein Mann, ein Amt" — Steidls politisches Credo gilt auch als Vermächtnis an seine Nachfolger. 24 Jahre Stadtpolitik haben ihn geprägt, die gescheiterte Landtagskandidatur 1989 beendete jäh seine politische Laufbahn. 1994 fusionierte der Arbeitsbund mit der von Altbürgermeister und Ex-Landeshauptmann Herwig van Staa gegründeten Bürgerbewegung „Für Innsbruck". Doch Steidl blieb nach wie vor der steinerne Gast der Politik — im Land und in der Stadt. Aus der Ferne beobachtete und kommentierte der „Willi" die politischen Vorgänge. Am liebsten in seinem Café Central in Innsbruck, wo er sich bei einem kleinen Braunen Gedanken über die Tagespolitik machte.

Willi Steidl war nicht nur Träger höchster Auszeichnungen im Land, sondern auch vom französischen Staat ausgezeichneter „Ritter der Ehrenlegion". Als Verteidiger vieler Südtirol-Aktivisten hatte er auch eine enge Beziehung zu Südtirol. (pn)

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