Faßmann will Ethikunterricht als „Alternative zum Kaffeehaus“

Wien (APA) - Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) arbeitet an der Einführung eines verpflichtenden alternativen Ethikunterrichts für Schüler...

Wien (APA) - Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) arbeitet an der Einführung eines verpflichtenden alternativen Ethikunterrichts für Schüler, die sich vom konfessionellen Religionsunterricht abmelden. Er wolle dabei mit Sicherheit kein Konkurrenzprojekt zum Religionsunterricht etablieren, sondern „eine Alternative zum Kaffeehaus“, sagte er am Mittwoch beim „1. ReligionslehrerInnentag“ der Erzdiözese Wien.

Gleichzeitig räumte Faßmann bei der Podiumsdiskussion vor 1.200 Religionslehrern ein, dass ein Pflichtfach Ethik eine von 136 Maßnahmen des Regierungsprogramms im Bildungsbereich sei und Maßnahmen, die zusätzliches Geld kosten, immer schwieriger umzusetzen seien. Derzeit würden jedenfalls Gespräche geführt, wie ein solches Fach aussehen könnte.

Aus Faßmanns Sicht müsste ein Pflichtfach Ethik sich „gar nicht so weit wegbewegen von einer Religionsethik“ und könne ein Vehikel sein, um das Verständnis für Menschen anderen Glaubens zu fördern. Österreich sei als Zuwanderungsgesellschaft mit einer neuen Vielfalt der Religionen konfrontiert. Damit würden sich neue Fragen ergeben wie jene nach dem Verhältnis zwischen Staat und Religion, das etwa im Islam anders beantwortet werde als im Christentum. „Da würde sich als ein Mosaiksteinchen dieser gemeinsame Ethikunterricht anbieten.“ Faßmann kann sich sogar vorstellen, dass der Ethikunterricht zu weniger Abmeldungen vom Religionsunterricht führen könnte, indem die Beschäftigung mit dem Transzendenten im Ethikunterricht den Schülern als „Appetizer“ diene.

Kardinal Christoph Schönborn hatte bei der Gesprächsrunde ebenfalls für ein Pflichtfach Ethik geworben. Die derzeitige Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden, sei zwar in der Religionsfreiheit begründet. „Aber es stellt sich schon die Frage, ob diese Rahmenbedingungen wirklich Naturgegebenheiten sind - das sind sie nicht.“ Grundsätzlich zeigte Schönborn sich mit der Rolle der Religion im Bildungsbereich in Österreich zufrieden. Über das Konkordat seien „die großen Fragen der Religion“ vom Kindergarten bis zu den Universitäten verankert, die Religionslehrer seien hier „Platzhalter der Transzendenz“.