Gesellschaft

Ein Rosenkranz und Blumenblüten auf dem Bett

© Parth

Als erstes Heim in Tirol hat das Heim Via Claudia am Palliativ-Projekt der Tiroler Hospizgemeinschaft teilgenommen – mit Erfolg.

Von Thomas Parth

Nassereith –Palliative Pflege heißt im Sinne der Hospizgemeinschaft, dass vom Koch bis zum Arzt, vom Heimleiter bis zur Pflegekraft alle in einem Altenheim Beschäftigten um „das Sterben im Heim“ Bescheid wissen. Auf der Homepage www.hospiz.at wird dieses Ziel als „bestmögliche Lebensqualität statt Heilung um jeden Preis“ festgelegt. „Davon habe ich schon zu Beginn meiner Ausbildung gehört und darüber letztlich auch meine Diplomarbeit geschrieben“, erinnert sich Simone Pfefferle, die seit 2011 die Pflegedienstleitung im Heim Via Claudia innehat. Mit Arnold Schett sei 2014 ein Heimleiter gekommen, der diesen ganzheitlichen Ansatz einer Begleitung im letzten Lebensabschnitt stark unterstützte.

In den vergangenen zwei Jahren haben 90 Prozent des Teams im Alten- und Pflegeheim in Nassereith am Palliativ-Projekt der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft teilgenommen. „Wirklich von der Wäscherei über Küche, Haustechnik bis zur Pflege“, zeigt sich Arnold Schett sichtlich stolz, dass 50 von 56 Angestellten an dem Projekt beteiligt waren. „Es geht darum, dass jeder im Haus mehr Sicherheit und dadurch weniger Angst hat“, klärt Pfefferle, selbst Diplomkrankenschwester, auf. „Dadurch, dass die einzelnen Berufszweige mehr Einblick in die Arbeit des anderen bekommen, wachsen auch das Verständnis und die gegenseitige Wertschätzung“, erkennt der Heimleiter einen erfreulichen Nebeneffekt.

Im Zentrum stehen allerdings die Heimbewohner und deren Angehörige. „Für viele ist die Tatsache, ins Heim zu kommen, ein Schock“, weiß Pfefferle um die Besorgnis vieler Senioren. „Wir beziehen Angehörige und Heimbewohner von Beginn an mit ein“, versichert Schett. Während des Palliativ-Projektes wurden etliche Leitfäden erstellt und Standards eingeführt, um mögliche Probleme bereits frühzeitig ansprechen zu können. Der Tod und das Sterben sind immer noch Tabuthemen. „Die meisten Heimbewohner äußern den Wunsch, wenn es so weit ist, im Heim sterben zu dürfen und nicht im Krankenhaus“, zeigt Pfefferle auf. Dies sei nur möglich, wenn von medizinischer Seite alles dafür getan werde. „Wir haben in Nassereith mit Christian Mayer einen sehr guten Hausarzt, der von Anfang an in das Projekt eingebunden war“, lobt der Heimleiter: „Im letzten Jahr hatten wir keinen Heimbewohner in seinen letzten Lebenstagen im Krankenhaus.“

Die Palliativ-Gruppe trifft sich regelmäßig zu Sitzungen. In Gesprächen finden sich immer wieder Verbesserungen im Umgang mit dem Tod. „Wenn ein Bewohner verstirbt, legen wir Blumenblätter oder bei Gläubigen einen Rosenkranz aufs Bett“, gesteht Pfefferle auch sich und ihren Kollegen eine Form des Abschieds von liebgewonnenen Menschen zu.

Kommenden Dienstag werden die Palliativ-Diplome übergeben.

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