Fall Skripal - Moskau weist Bericht über mutmaßlichen Agenten zurück
Moskau (APA/AFP) - Moskau hat einen Bericht über die Identität eines der beiden Verdächtigen im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagen...
Moskau (APA/AFP) - Moskau hat einen Bericht über die Identität eines der beiden Verdächtigen im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal als Ablenkungsmanöver abgetan. Die Veröffentlichung sei mit dem Auftritt der britischen Premierministerin Theresa May im UN-Sicherheitsrat abgestimmt gewesen, erklärte die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag.
„Es gibt keinen Beweis - also setzen sie ihre Informationskampagne fort“, schreib Sacharowa im Online-Netzwerk Facebook. Das in Großbritannien ansässige Recherchenetzwerk Bellingcat hatte am Mittwoch einen Bericht veröffentlicht, wonach einer der Männer, die London für den Anschlag auf Skripal und seine Tochter im März verantwortlich macht, ein Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU sei. Der Mann mit dem Decknamen Ruslan Boschirow heiße in Wirklichkeit Anatoli Tschepiga und sei 2014 mit dem Ehrentitel „Held der russischen Föderation“ ausgezeichnet worden, hieß es darin.
Die britische Polizei hatte Anfang September zwei Verdächtige in dem Fall identifiziert, die vermutlich unter den Decknamen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow nach Großbritannien eingereist seien. Eine Woche später präsentierten sich die beiden gesuchten Männer im russischen Fernsehen als unbescholtene Touristen. Auch Kreml-Chef Wladimir Putin bezeichnete sie als Zivilisten.
Sacharowa bezeichnete den Bellingcat-Bericht als Ablenkungsmanöver von „der wichtigsten Frage: Was passierte in Salisbury?“. Es sei noch kein Beweis für eine Verwicklung „von irgendjemandem“ in den Vorfall vorgelegt worden.
Der ehemalige russische Doppelagent Skripal und seine Tochter Julia waren Anfang März in der südenglischen Stadt Salisbury durch das in der Sowjetunion entwickelte Nervengift Nowitschok schwer verletzt worden und nur knapp dem Tode entronnen. Eine dritte Frau, die später mit dem Gift in Kontakt kam, starb.
Die britische Regierung macht Moskau für die Anordnung des Anschlags verantwortlich, der Kreml weist jegliche Verantwortung zurück. Der Fall führte zu einer schweren Krise zwischen Russland und dem Westen, beide Seiten veranlassten die Ausweisung dutzender Diplomaten.