Krankenhausreif: Vienna Design Week bespielt heuer den Siebenten
Wien (APA) - „Therapiewerkstatt“ heißt einer der Räume, in denen die Teilnehmer der heurigen Vienna Design Week ihre Arbeiten zeigen. „Zum R...
Wien (APA) - „Therapiewerkstatt“ heißt einer der Räume, in denen die Teilnehmer der heurigen Vienna Design Week ihre Arbeiten zeigen. „Zum Röntgen“ schicken andere Schilder, oder verweisen auf diverse Fachabteilungen. In seinem zwölften Jahr ist Österreichs größtes Designfestival vom morgigen Freitag bis 7. Oktober in das stillgelegte Sophienspital in Wien-Neubau eingezogen.
Zehn Tage lang bespielen hiesige und internationale Designer nicht nur die Festivalzentrale, sondern den heurigen Fokusbezirk Neubau, der, so Festivaldirektorin Lilli Hollein bei der heutigen Auftaktpressekonferenz, in puncto Design schon „gemütlich aufbereitet“ ist. „Im zwölften Jahr gönnen wir uns diesen Luxus.“ Durch den Bezirk führen „Passionswege“, die Handwerk und Design zusammenbringen wollen, Meter machen kann man aber auch im Sophienspital selbst. Mit dem „Europa-Pavillon“ und dem Kenyon-Pavillon werden zwei Gebäude vom Dach bis zum Keller mit Design gefüllt, Krankenzimmer um Krankenzimmer.
Vieles ist ortsspezifisch: Das Dach des Europa-Pavillons wurden von den Landschaftsarchitekten Auböck + Karasz poetisch verklärt, in dem die durch Flugsamen entstandene Spontanvegetation, die sich während des Gebäude-Leerstands auf der Dachterrasse breitgemacht hat, mittels weißer Tüll-Berge geschützt und durch eine Blumentopf-Skulptur gekrönt wurde. In den Kellerräumen reflektiert eine lange Tafel das Phänomen des Esstischs - Teil jener Positionen, die durch den Urban Food-Schwerpunkt von departure zum Festival gekommen sind. „Das Thema Gastronomie und Tischkultur aus Design-Perspektive ist uns in letzter Zeit wiederholt aufgefallen“, so Elisabeth Noever-Ginthör von departure.
Themen, die bisher wenig in Zusammenhang mit Design gedacht wurden, ins Programm aufzunehmen, ist erklärtes Ziel des Festivals. Neben dem Essen sind das heuer etwa der Komplex Protest, ein zivilgesellschaftliches Phänomen, das sowohl historisch aufbereitet, als auch auf seine erstaunlich umfangreichen Querverbindungen zur Gestaltung abgeklopft wird. Gesellschaftlich wirksam sein möchten auch zahlreiche einzelne Projekte - etwa „1070 unseen - Signale aus dem Off“, eine Installation mit Sounddokumenten, die beim Begleiten von Caritas-Heimhilfen im siebenten Bezirk entstanden sind. Im mittleren Stockwerk des Europa-Pavillons hat das heurige Gastland Polen eine umfassende „The ABC of Polish Design“-Rundschau eingerichtet.
Beim historischen Kenyon-Pavillon (benannt nach der Philanthropin Eugenie Louise Gräfin Kenyon) hat es auch der historische Name ins Festivalprogramm geschafft - was dort gezeigt wird, ist allerdings alles andere als vergangenheitsverliebt. Designarbeiten aus dem virtuellen und digitalen Raum loten stattdessen aus, wie uns Kunst- und Lebensgenuss noch direkter und näher über digitale Systeme vermittelt werden können - von „gemeinsamen“ Abendessen über eine Virtual Reality-Führung hautnah durch die Bayerische Staatsoper, von klassischen floralen Gemälden, die Luma.Launisch aber digital erschaffen und zum Tanzen bringen, bis zu Gestaltungssoftware, die auch die „Distortion“, also die Störung von Regelmäßigkeit und Musterung beherrscht.
Dazu gibt es freilich Führungen, Talks, „Stadtarbeit“ und jede Menge Zusatzprogramm in den zahlreichen Partnerinstitutionen quer durch Wien. Im voll bepackten Programmbuch findet sich ein wahnwitziger Tagesplaner, der vor Augen führt, wie sehr das üppige Geschehen der 2007 mit 24 Events angetretenen Design Week (2017 waren es schon 190) das Zeitbudget der meisten Besucher überstrapazieren wird. 36.000 Besucher zählte man im vergangenen Jahr.
(S E R V I C E - Vienna Design Week, 28. September bis 7. Oktober. www.viennadesignweek.at)
(B I L D A V I S O – Pressebilder zur Design Week stehen im Pressebreich unter www.viennadesignweek.at zum Download bereit.)