Porträt

Mehr als ein Filmemacher: Der Tiroler Bilder-Virtuose

© Thomas Boehm / TT

Welchen Beruf Robert Eder ausübt, kann man nicht so genau sagen. Zu vielseitig ist sein Portfolio. Kurz gesagt: Der Filmemacher aus Berwang haucht nüchternen Konzepten Leben ein.

Von Judith Sam

Berwang –Die Gondel der Zugspitzbahn ruckelt, verlangsamt und stoppt – allerdings nicht in der Station, sondern auf der Hälfte des Weges zwischen Ehrwald und dem Gipfel. Die Schiebetür gleitet auf. Eine Windbö prescht herein. Der Gondelführer klammert sich an einen Haltegriff. Ganz schön blass, der junge Mann. Kein Wunder, blickt er durch die Öffnung doch gut 130 Meter in die Tiefe.

Für Nervosität hat Robert Eder gerade keine Kapazitäten. Der Filmemacher klettert durch die Dachluke auf die Gondel, baut sein Kameraequipment auf, stellt sich breitbeinig auf die sanft schwingende Kabine und filmt die Bergkulisse. Wer gute Bilder will, muss Mut beweisen.

„Mit derartigen Aktionen habe ich meine Laufbahn begonnen“, sagt der Filmemacher und Handwerker – wie er sich bezeichnet. Für seine 35 Jahre kann Eder ein beeindruckendes Portfolio vorweisen: Er hat Clips für so ziemlich alle großen Automarken, Red Bull, Holly- sowie Bollywood, Universum und vieles mehr gedreht.

„Mein Aufgabenfeld teilt sich in zwei Bereiche: Unter dem Firmennamen ,Runimation‘ erstelle ich Werbefilme – von der Suche nach Protagonisten, Drehorten, der Organisation der Technik, Betreuung der Kunden bis hin zum Filmen und Nachbearbeiten. Unter ,Alpine Aerials‘ filme ich schwierig umzusetzende Sequenzen – via Drohne, Quad oder Helikopter“, sagt der Berwanger. Um genau zu sein, hat Eder ein drittes Standbein, die Fotografie. Doch seit der Geburt seiner Tochter muss diese Leidenschaft hinten anstehen.

„ Es kam vor, dass ich mit einem Dutzend Models auf dem Berg bin und es regnet“, so Eder.
© Thomas Boehm / TT

Das Blitzen in Eders Augen verrät, dass der Job für ihn weit mehr bedeutet als nur Gelderwerb: „Meine Aufgabe ist es, einem Konzept Leben zu geben, die Handlung zu entwickeln, ein Ziel anzusteuern.“

Keine leichte Aufgabe bei rund 40-sekündigen Filmen. Doch ein Blick auf Eders Homepages entführt den Betrachter in eine andere Welt: In der einen Sekunde schwebt man über eingeschnittene Täler und vom Nebel umhüllte Bergspitzen. Ein Blinzeln später fegen Boliden mit 200 km/h nur Zentimeter an der Kamera vorbei. Poesie in Bildern, die teils von eigens komponierter Musik und einer sanften Männerstimme untermalt wird.

Um für diese Aufnahmen optimales Licht zu erwischen, gilt es, zeitig aufzustehen: „Da sitzt man im Morgengrauen Stunden auf einem Berg, um einen Drei-Sekunden-Clip zu drehen.“ Hauptsache das Wetter hält: „Es kam vor, dass ich mit Models und Technikern auf dem Gipfel war – was mitunter ein Vermögen kostet – und es regnet.“ Alles für die Katz’.

Zum Glück war das bei den Aufnahmen für die Seilbahnfirma Doppelmayr nicht der Fall. Da war die Herausforderung eine andere: „Sie wollten im Juni einen Werbeclip drehen. Der sollte winterliches Flair bieten. Im Juni. In Tirol.“

Im Ötztal wurde Eder fündig: „Bei der Bergstation einer Seilbahn lagen noch zehn Quadratmeter Schnee. Die haben wir so in Szene gesetzt, dass man meint, es sei Dezember.“

Meist arbeitet Eder bei solchen Produktionen mit zwei bis 35 Mitarbeitern. Doch er war auch Teil 150-köpfiger Teams – etwa bei den Dreharbeiten zum Hollywood-Film „Gefährliche Brandung 2“. Die Heli-Aufnahmen darin stammen zum Teil aus seiner Feder: „Je nachdem, welche Bilder gewünscht sind, nutze ich Drohne oder Heli. Die Drohne filmt quasi bis 150 Meter Höhe, der Hubschrauber darüber.“

Während der ausgebildete Fotografie-Meister früher auf der Kufe eines Hubschraubers seines Partners „Heli Austria“ saß, um zu filmen, hat er es heute meist luxuriöser: „Ich sitze im Cockpit und drehe die Kamera, die außen am Hubschrauber hängt, via Joystick.“

Klingt simpel. Bis man einen Blick auf die Details wirft: „Zeitgleich sage ich dem Piloten, wohin er fliegen soll, schwenke die Kamera, stelle sie scharf und koordiniere, was am Boden passiert – etwa ob ein Auto starten soll.“ All das sollte beim ersten Versuch klappen. Helikopter-Flugzeit ist teuer. Da kostet ein zweiter Versuch Hunderte Euro.

„Immer noch billiger als bei einem Eurofighter. Mit zweien davon hatte ich den spannendsten Dreh heuer. Eine Fachhochschule wollte einen Film über die Fighter machen – aber ihre Aufnahmen aus dem Frachtflugzeug waren verwackelt.“ Eders Kamera gleicht dieses Wackeln aus. Er sprang ein und produzierte Aufnahmen in 4000 Metern Höhe und 35 Metern Distanz zu den Eurofightern. Kostenlos, weil ihn das Projekt interessierte.

Spannend klang für den Tausendsassa auch eine Anfrage der Polizei: „Die bildet Drohnenpiloten aus, die Unfallorte dokumentieren.“ Eder hat einen Teil der Unterlagen für diese Ausbildung erstellt. Und – quasi nebenbei – eine eigene Drohne entwickelt.

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