Lentos, Nordico und Landesgalerie beleuchten gemeinsam die 1968er

Linz (APA) - Gesellschaft, Kunst und Architektur - eine Ausstellungsreihe der Linzer Museen Lentos, Nordico und Landesgalerie thematisiert d...

Linz (APA) - Gesellschaft, Kunst und Architektur - eine Ausstellungsreihe der Linzer Museen Lentos, Nordico und Landesgalerie thematisiert drei Bereiche, die 1968 aus Konventionen und Zwängen ausbrachen. Unter dem Titel „Wer war 1968?“ haben alle drei Häuser Ausstellungen im Programm. Lentos und Nordico starten am Freitag und baten davor zur Presseführung, die Schau der Landesgalerie beginnt am 4. Oktober.

Im Lentos widmet man sich der Kunst und den Künstlern der 1968er, wobei nicht alle Werke aus dem Revolutionsjahr stammen, sondern manche auch eine Folge des damaligen Spirits sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf oberösterreichischen Kunstschaffenden wie Heimrad Bäcker, Valie Export oder Johann Jascha. Tenor aller Werke: Alte Zöpfe müssen abgeschnitten, Häuser und Köpfe durchgelüftet, Tabus gebrochen werden.

Heimrad Bäcker war einer der ersten, der begann, den nach dem Krieg über das Thema Nationalsozialismus gebreiteten Mantel des Schweigens zu lüften. Er fotografierte in den ehemaligen Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen, wobei die entstandenen Bilder, die gemeinsam mit Fundstücken aus den Lagern zu sehen sind, weniger dokumentarisch-aufdeckerische Aufnahmen als vordergründig ästhetisch anmutende Details sind - ein Anfang, sich den Orten des Grauens zu nähern.

Weniger beklemmend ist Johann Jaschas Raum aus seiner Serie „Schöner Wohnen“: ein Messie-Kammerl, vollgestopft mit Gegenständen wie Zuckerlverpackungen, Flaschen, Hüten oder Kunstobjekten, das einen Kontrapunkt zu einem spießbürgerlich-aufgeräumten Zuhause bildet. Valie Exports „Geburtenmadonna“ - bestehend aus einer Pieta, dem Bild einer Frau und einer Waschmaschine, aus der ein an den Blutstrom einer Gebärenden erinnerndes Handtuch hängt - war ein Aufbegehren gegen das Festlegen der Frau auf ihre tradierte Mutterrolle.

Im Nordico konzentriert man sich dann auf die gesellschaftlichen Umbrüche. Zu sehen sind Fundstücke aus den privaten Archiven von Menschen, die die 68er erlebt haben und damals aktiv waren. Etliche Plakate und Flugzettel zeugen von Demonstrationen. Man ging für Frauenrechte, für Fristenlösung, gegen Gewalt in der Erziehung, gegen den Vietnamkrieg, für Arbeitnehmerrechte und vieles mehr auf die Straße. Zu sehen ist neben einem Palästinensertuch etwa auch ein Schreiben von PLO-Führer Jassir Arafat, der sich bei Linzer Linken für die Unterstützung bedankt oder ein Brief der „Basisgruppe Sozialwissenschaft“ an der Linzer Uni, in der sich der heutige Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) mit Frauenprotesten solidarisiert.

Die Ausstellungen im Lentos und im Nordico wurden von Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer kuratiert, jene in der Landesgalerie („Schluss mit der Wirklichkeit!“) von Johannes Porsch. Dort soll es dann um die Architektur dieser Zeit gehen, die ebenfalls versuchte hat, radikal neue Wege zu gehen. Besucher, die alle drei Ausstellungen sehen wollen, können ein Kombiticket um 15 Euro lösen. Das Ausstellungsprogramm wird komplettiert von zahlreichen Veranstaltungen, die Palette reicht von Diskussionen über Filmabende bis hin Spezialführungen.

(S E R V I C E - Ausstellungs-Projekt „Wer war 1968? Kunst, Architektur, Gesellschaft“ mit Ausstellungen im Lentos Kunstmuseum von 28. September bis 13. Jänner 2019, im Stadtmuseum Nordico von 28. September bis 24. Februar 2019 und in der Landesgalerie Linz von 4. Oktober bis 20. Jänner 2019. Infos unter www.lentos.at, www.nordico.at, www.landesmuseum.at)

(Bilder sind im Pressebereich von www.lentos.at abzurufen)