Walser fordert menschliches Signal für Asyl-Lehrlinge
Christoph Walser wird am 14. November neuer Wirtschaftskammerpräsident. Er sieht sich als Funktionär der Basis und hält nichts von blindem Gehorsam.
Von Manfred Mitterwachauer und Peter Nindler
Innsbruck –Der Thaurer Bürgermeister, Unternehmer und Bezirkskammerobmann von Innsbruck-Land, Christoph Walser (43), ist einziger Kandidat im ÖVP-Wirtschaftsbund für die Nachfolge des scheidenden Wirtschaftskammerpräsidenten Jürgen Bodenseer (71). Am 9. Oktober wird er im Wirtschaftsbund offiziell designiert, am 14. November erfolgt die Wahl im Wirtschaftskammerparlament. Schon jetzt meint er im TT-Gespräch, dass er künftig die Aufgaben in der Wirtschaftskammer breiter verteilen und auch seine Vizepräsidenten stärker in die Verantwortung nehmen werde. „Ich will, dass wir im Team auftreten, das soll auch nach außen sichtbar werden.“
Dass er aus der Basis der Unternehmer komme, bezeichnet er als Vorteil. „Natürlich bin ich auch Funktionär, doch mit einer starken Erdung“, sagt Walser. Zuletzt hat SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik den Begriff „Alphatiere“ für die mächtigen Männer in der SPÖ verwendet. In der Tiroler Wirtschaft hat der Konflikt zwischen Bodenseer und dem wortgewaltigen Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl (62) ebenfalls jahrelang zu Zerreißproben geführt. Wie will Walser den Spagat schaffen? „Ich habe sowohl zu Bodenseer als auch zu Hörl einen guten Draht. Bodenseer hat die Kammer zu einer ausgezeichneten Serviceeinrichtung ausgebaut, das will ich weiter“, sagt er. Und mit der Ämtertrennung habe er auch kein Problem, „schließlich muss ich mich erst in der Kammer richtig einarbeiten, die ja ein riesiger Apparat ist“, fügt der designierte Wirtschaftskammerpräsident hinzu.
Trotz Hörls ausgeprägter Persönlichkeit und der in der Vergangenheit konfliktträchtigen Funktionstrennung befürchtet Walser keine Reibungsflächen mit dem Wirtschaftsbundobmann. „Außerdem gibt es zwischen Franz und mir eine Vereinbarung. Solange er ein Mandat im Nationalrat hat, bleibt er Wirtschaftsbundobmann.“ Was danach komme, werde man sehen. Überhaupt möchte Walser sich zuerst einmal einarbeiten. „Mit schnellen Sprüchen setzt man schließlich keine nachhaltigen Akzente. Als Interessenvertreter möchte ich das Profil der Wirtschaft schärfen, aber mit einem hohen Maß an Sachlichkeit.“ So will Walser auch die Zusammenarbeit in der Sozialpartnerschaft anlegen, auch mit Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl. „Nach meiner Wahl werde ich mich gleich mit ihm zusammensetzen.“
Dass es einen Regierungswechsel auf Bundesebene gegeben hat, darüber ist Walser froh. „Die Wirtschaft wollte eine Veränderung und im ersten Jahr wurden sicher Weichenstellungen zugunsten von Unternehmen und Betrieben vorgenommen.“ Natürlich müsse sich alles erst einschleifen, allerdings dürfe nicht der Eindruck des Drüberfahrens entstehen. „Aus diesem Grund muss auch Kritik in den eigenen Reihen zugelassen und schlussendlich akzeptiert werden.“
Von blindem Gehorsam hält der Thaurer nichts. Deshalb übt er auch scharfe Kritik an der Vorgangsweise der türkis-blauen Regierung, was Asylwerber in einer Lehre betrifft. „Hier hätte die Regierung ein menschliches Signal senden müssen, ein Zeichen der Menschlichkeit.“ Das hat sie laut Walser verabsäumt, obwohl Arbeit die beste Integration sei und es nur um rund 1000 Asylwerber gehe, die derzeit eine Lehre absolvieren würden. Zum einen sollten Lehrlinge mit einem negativen Asylbescheid nicht abgeschoben, andererseits Asylwerbern eine Lehre ermöglich werden.