Professorin Ford: Aussage gegen Richter ihre „Bürgerpflicht“

Washington (APA/dpa) - In einer entscheidenden Anhörung vor dem US-Senat um die Nominierung des Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh hat...

Washington (APA/dpa) - In einer entscheidenden Anhörung vor dem US-Senat um die Nominierung des Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh hat die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford mit ihrem Eingangsstatement begonnen. Ford wirft Kavanaugh vor, 1982 versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. „Ich bin hier, weil ich glaube, dass es meine Bürgerpflicht ist, Ihnen zu erzählen, was mir passiert ist“, sagte Ford.

Ford beschrieb in dem Statement detailliert, wie ein betrunkener Kavanaugh sexuell übergriffig geworden sei und seine Hand auf ihren Mund gelegt habe, um sie am Schreien zu hindern. „Es war schwer für mich zu atmen, und ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde.“ Sie habe versucht, Kavanaugh wegzudrücken, doch er sei zu schwer gewesen. Der Vorfall habe sich in ihr Gedächtnis „eingebrannt“ und sie als Erwachsene immer wieder heimgesucht, sagte Ford nun vor dem Senatsausschuss.

Nach ihrem Eingangsstatement soll die Wissenschafterin von einer auf Verfolgung sexueller Gewalttaten spezialisierten Staatsanwältin befragt werden. Danach sollen Aussage und Befragung Kavanaughs folgen, der die Anschuldigungen energisch zurückweist. Die hochbrisante Anhörung wird von mehreren US-Sendern live übertragen.

Ford wirft Kavanaugh vor, er sei während einer Teenager-Party in betrunkenem Zustand über sie hergefallen. Als sie um Hilfe habe rufen wollen, habe er ihr den Mund zugehalten. Sie habe gefürchtet, dass er sie dabei versehentlich ersticken könnte. Schließlich sei es ihr gelungen, zu fliehen.

Kavanaugh soll nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump den freien Posten am Obersten Gericht der USA übernehmen. Die Ernennung bedarf der Zustimmung des Senats. Durch die Vorwürfe Fords zieht sich die Nominierungsprozedur nun aber schon länger hin als geplant. Inzwischen meldeten sich zwei weitere Frauen mit Vorwürfen sexueller Übergriffe durch Kavanaugh zu Wort.

Der 53-jährige bisherige Bundesberufungsrichter wies in seinem vorbereiteten Eingangsstatement erneut alle Anschuldigungen zurück. „Das sind schlicht und einfach Verleumdungen in letzter Minute“, heißt es dort. Kavanaugh räumte ein, auf der High School gelegentlich zu viel getrunken zu haben. Rückblickend habe er in seiner Schulzeit „Dinge getan und gesagt, die mich heute erschaudern lassen. Aber das ist nicht, warum wir heute hier sind.“ Er wolle zwar nicht in Abrede stellen, dass Ford sexuelle Gewalt erfahren habe. „Aber ich habe das niemals ihr oder jemand anderem angetan.“

Trump hatte Kavanaugh im Juli für den hochrangigen Richterposten vorgeschlagen. Kurz vor der Entscheidung des US-Senats über die Personalie waren Fords Vorwürfe gegen Kavanaugh an die Öffentlichkeit gekommen. Später meldete sich eine frühere Kommilitonin Kavanaughs an der Universität Yale, Deborah Ramirez. Sie gibt an, Kavanaugh habe sie bei einer Studentenparty Anfang der 1980er-Jahre sexuell belästigt.

Am Mittwoch - also kurz vor der Anhörung mit Ford - ließ eine weitere Frau, Julie Swetnick, über ihren Anwalt eine Erklärung veröffentlichen, in der sie Kavanaugh vorwirft, er habe in den 1980er-Jahren bei diversen Partys in angetrunkenem Zustand junge Frauen sexuell belästigt. Swetnick sagte dem Sender MSNBC: „Nach dem, was ich aus erster Hand erlebt habe, glaube ich nicht, dass er in den Supreme Court gehört.“