Medientage - Vermarktungsplattform nimmt Gestalt an

Wien (APA) - Eine auch politisch heftig herbeigewünschte Medien-Allianz nimmt Gestalt an. Derzeit sprechen Partner für eine gemeinsame Onlin...

Wien (APA) - Eine auch politisch heftig herbeigewünschte Medien-Allianz nimmt Gestalt an. Derzeit sprechen Partner für eine gemeinsame Online-Vermarktungsplattform österreichischer Medienhäuser miteinander. Die Vorarbeiten seien weit gediehen, erklärte Matthias Stöcher („Standard“) am Donnerstag bei den Medientagen.

Das Projekt firmiert unter dem Arbeitstitel „Marketplace Austria“ und soll als Genossenschaft organisiert werden, so Stöcher, der als Koordinator auftritt und dem Projekt „ab kommender Woche komplett zur Verfügung stehen“ kann. Bis Ende September nämlich haben Partner der ersten Stunde Zeit, Letters of Intent zu unterzeichnen. Mit 13 potenziellen Teilnehmern habe man geredet, zwei Drittel hätten bereits unterschrieben, sagte Stöcher.

Das Red Bull Media House hat das noch nicht getan. Dessen Global Head of Media Sales, Gerhard Riedler, zeigte sich skeptisch, was die Erfolgsaussichten betraf. „Kommerziell wird nicht viel zu gewinnen sein“, meinte er. Interessant werde das Projekt allenfalls, wenn auch eine Login-Allianz inkludiert ist - was laut Stöcher ebenso geplant ist wie eine gemeinsame Bezahl-Lösung.

Bei krone.at sieht man ebenfalls noch offene Punkte, die zu klären sind. Man stehe aber „zu 100 Prozent“ hinter einer gemeinsamen Lösung, sagte Michael Eder. Michael Stix von der ProSiebenSat.1Puls 4-Gruppe sah einen „ersten kleinen, aber wichtigen Schritt“. Er sieht aber auch die Notwendigkeit einer europäischen Login-Allianz. Von Seiten des Privatsenderverbands VÖP bezeichnete Corinna Drumm ein verlässliches und seriöses Werbeumfeld als „USP“ der geplanten Plattform.

Der ORF „muss mitmachen, der ORF will“, hielt Oliver Böhm von der ORF-Enterprise fest. Allerdings: Es brauche dafür eine „Mini-Gesetzesänderung“, meinte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im anschließenden Panel zum Thema Medienpolitik. Denn „Targeting“, also das Zuschneiden von Werbung auf Zielgruppen, ist dem ORF derzeit nicht erlaubt. Dass die Politik dazu bereit ist, glaubt Wrabetz aber.

Jan Kottmann von Google Deutschland sieht eine gewisse „Logik“ darin, „dass man sich zu Allianzen zusammenschließt“. Allerdings hält er nichts von „Insellösungen“. Organisches Wachstum brauche „große Märkte“, entsprechend müsse die Politik etwa deregulieren. Kritik, dass Google und Co. nicht zu den gleichen Bedingungen agieren müssen wie nationale bzw. europäische Unternehmen, wie sie Gerald Grünberger vom Verband Österreichischer Zeitungen bekräftigte, wies er zurück.