Der „Bodyguard“ und die Coverband: Houston-Tribut im Ronacher
Wien (APA) - Es war eine der großen Hollywood-Schnulzen der 90er - und ein maßgeblicher Kultfaktor für Popgöttin Whitney Houston: „Bodyguard...
Wien (APA) - Es war eine der großen Hollywood-Schnulzen der 90er - und ein maßgeblicher Kultfaktor für Popgöttin Whitney Houston: „Bodyguard“, die laue Story um eine Sängerin, ihren Stalker und ihren Beschützer, lebte auch - aber nicht nur - von ihren Songs. Gestern, Donnerstag, feierte die Musical-Version ihre umjubelte österreichische Erstaufführung im Ronacher: Vom Leinwandkitsch bleibt eine Nummernrevue.
Dabei hält sich das von Alexander Dinelaris zum Bühnenstück umgeschriebene und am Londoner Westend entstandene Musical szenisch recht genau an den Film und lehnt sich geschickt an dessen Schauplätze an: Das Tanzstudio am Anwesen von Popstar Rachel Marron, die Karaoke-Bar, in die der wortkarge Frank sie ausführt, die Waldhütte, in der er sie und ihre engste Familie in Sicherheit bringen will und wo der Killer erst recht zuschlägt, sie alle werden in reduzierter Optik (Bühne: Tim Hatley) herbeiassoziiert. Man punktet mit Wiedererkennungswert - und gibt sich damit zufrieden, den Leinwandkult als nostalgische Reminiszenz aufs Bühnenformat herunterzurechnen.
Die musikalische Last des Abends ruht ganz auf den Schultern von Rachel (Patricia Meeden) und ihrer Schwester Nicki (Ana Milva Gomes), die, umrahmt von ziemlich mediokren Schauspielszenen mit dem restlichen Cast, ein Houston-Tribut nach dem anderen abliefern. Der Bodyguard und die Coverband: Meeden absolviert den Sound-A-Like-Contest mit einer energiegeladenen Show, die sich in Sexappeal und Tempo zumindest so sehr an Beyonce wie an Whitney orientiert und gibt sich schauspielerisch als sympathisches Mädchen von nebenan. Stimmlich wird sie dabei aber hörbar auf die Probe - und von Ana Milva Gomes, nicht nur Erstbesetzung für Nicki, sondern auch eine der Zweitbesetzungen für Rachel, mitunter in den Schatten gestellt. An Whitney Houstons seidige Intonation reichen beide - Überraschung! - nicht heran.
Die Hymne „I will always love you“ bildet nicht nur den krönenden Abschluss des Abends, sondern auch das humoristische Highlight, als die Nummer von Jo Weil alias „Bodyguard“ Frank Farmer in der Karaoke-Bar intoniert wird. Davon abgesehen tut sich Weil mit dem wortkargen Loner eher schwer - in Ermangelung eines ungerührten Close-Ups, wie es Kevin Costner im Film perfektioniert hat, steht er meistens einfach irgendwo herum.
Viel Stehen an der Rampe und melancholisches in-den-Himmel-Singen ist freilich auch das Schicksal der Protagonistin. Neben einigen temporeichen, choreografisch (Karen Bruce) einwandfrei gearbeiteten Ensemblenummern hat man dem Abspulen des Filmplots und der Coversongs als lebendige Bühnenelemente in Summe wenig hinzuzufügen. Der große Star des Abends war vor diesem Hintergrund Rachels kleiner Sohn Fletcher - von Malik Camara hinreißend und höchst professionell gespielt und getanzt.
Großer Jubel des von viel heimischer Prominenz durchsetzten Publikums war dem neuen Dauerbrenner der Vereinigten Bühnen Wien freilich dennoch gewiss - sowie vermutlich künftig jeden lieben Abend von all jenen Zuhörern, die in der Lage sind, innerlich unerschrocken auf die 90er-Nostalgietube zu drücken. Allen andern sei vor Besuch eine Zeitreise dringend ans Herz gelegt.
(S E R V I C E - „Bodyguard“ von Alexander Dinelaris nach dem Drehbuch von Lawrence Kasdan. Regie: Thea Sharrock. Bühne: Tim Hatley. Choreographie: Karen Bruce. Mit Patricia Meeden, Jo Weil, Ana Milva Gomes, Martin Muliar, Andreas Kammerzelt, Malik Camara. Weitere Termine täglich im Ronacher. www.musicalvienna.at)