Aus drei mach flotte fünf
Mit dem dreitürigen Coupé-Vorgänger hat der neue ProCeed nur noch den Namen gemeinsam – als Sportkombi spricht er nun einen deutlich größeren Kundenkreis an.
Von Stefan Pabeschitz
Barcelona – Eine Beschreibung für den Kia ProCeed wäre, dass er genau der Kombi ist, den Alfa Romeo seiner Giulietta nicht gegönnt hat – was ausdrücklich als Kompliment für den frischen Koreaner verstanden werden darf. Oder, wie es der Arthur Martins, Marketing-Chef von Kia Europa, ausdrückt: „Das ist ein Auto, nach dem sich alle umdrehen und sich fragen werden, welche Marke das ist.“ Der typische Kia-Schnauzer an der Front ist allerdings ein eindeutiges Erkennungsmerkmal – entlang der betont eleganten, sportlichen Linie verlieren sich dann die bekannten Elemente. Hier feiert die Gattung Shooting Brake, einen Kombi mit abfallender Dachlinie und flachstehender Heckscheibe meinend, ihre Premiere im Kompakt-Segment.
Der ProCeed steht, wie schon zuletzt der hitzige Stinger, stellvertretend für das zu Recht errungene Selbstbewusstsein von Kia/Hyundai und das Vorhaben, in absehbarer Zukunft zur Nummer eins der asiatischen Marken aufzusteigen. Dabei ist der ProCeed in jedem Detail auf Europäer gebürstet, und das nicht nur als Marketing-Gag: Er wurde im firmeneigenen Designzentrum in Frankfurt entworfen, für seine Linie zeichnet wieder der Deutsche Peter Schreyer mitverantwortlich, seine Abstimmungs-Feuertaufe hat er im Performance Center auf dem Nürburgring unter der gestrengen Hand von Dynamik-Spezialist Albert Biermann durchlaufen und vom Band läuft er schließlich im slowakischen Zilina.
Bei gleichem Radstand von 2650 Millimetern wie der im Vergleich nun etwas rustikal wirkende Sportswagon kommt der ProCeed auf praktisch die gleiche Außenlänge, verschiebt seine Proportionen aber ein wenig nach vorne, was der um 43 Millimeter niedrigeren Linie zusätzliche Dynamik verleiht. Vom Kofferraumvolumen knabbert das sportliche Design nur minimal weg: 594 statt der 631 Liter des herkömmlichen Kombis. Großzügige, bündige Glasflächen verstärken den eleganten Eindruck, das durchgehende Leuchtband am Heck sorgt für eine eindeutige Lichtsignatur. Trotz der flacheren Karosserie geht es drinnen dennoch nicht beengt zu – die erste Sitzprobe ergibt bei Platzangebot und Kopffreiheit hinten zumindest gefühlt keine Einbußen. Fahrdynamisch verspricht Kia passend zur äußeren Erscheinung eine sportlichere Auslegung – die Karosserie wurde um fünf Millimeter abgesenkt, Federrate, Dämpferkennung und Buchsen strammer gewählt.
Bei Cockpit, Innenraumgestaltung und Komfortangebot ist der ProCeed mit den anderen Modellen der Baureihe ident, auch die digitalen Features und Sicherheits-Assistenten teilt er sich mit den Ceed-Geschwistern. Allerdings wird er ausschließlich in den Varianten GT-Line und GT angeboten, stolz auf mindestens 17-, optional auch 18-Zoll-Rädern stehend und in zehn Außenfarben. Als GT-Line wahlweise mit Turbobenziner zu 120 PS aus einem Liter Hubraum oder 140 PS aus 1,4 Litern bestückt, alternativ wird es auch einen 1,6-Liter-Turbodiesel mit 136 PS geben. Serienmäßig sind alle Motoren mit Sechsgang-Handschaltung kombiniert, für die beiden stärkeren Aggregate steht optional eine Siebengang-Doppelkupplungs-Automatik zur Wahl. Von oben ergänzt die Palette der GT mit 1,6-Liter-Turbobenziner und 204 PS. Erstmals wird hier bei Kia ein GT-Modell auch wahlweise mit Doppelkupplungs-Getriebe angeboten. Seine Österreich-Premiere feiert der ProCeed auf der Vienna Autoshow im Jänner, der Verkaufsstart erfolgt im ersten Quartal des kommenden Jahres. Preise stehen noch nicht fest, sie dürften aber etwa um die 1000 Euro über denen des gleichwertig ausgestatteten und motorisierten Sportwagon liegen.