Caramba! Der geigt aber auf
Mit dem neuen Tarraco baut die spanische Marke Seat ihr SUV-Angebot nach Arona und Ateca auf drei Modelle aus. Das neue Familienmitglied beeindruckt mit Größe und Design.
Von Walter Schrott
Tarragona – Was den Deutschen recht und den Tschechen billig ist, das können auch die Spanier: Tarraco heißt das neue Mitglied der Seat-Familie, und das 4,73 Meter lange SUV legt gegen die Konzernbrüder Skoda Kodiaq und VW Tiguan Allspace noch drei Zentimeter zu. Den hauseigenen Bruder Ateca überragt er sogar um 37 Zentimeter. Namensspender für den Tarraco ist übrigens die Stadt Tarragona, die in Zeiten, als die Römer halb Europa unter ihre Herrschaft zwangen, so hieß. 140.000 Fans der Marke voteten für diesen Namen.
Die Bodengruppe und die überwiegende Technik stammt natürlich aus dem Konzernregal. Aber Seat definiert sich nun einmal als sportliche Marke im VW-Konzern, deshalb haben die Fahrwerkstüftler den Tarraco noch einmal fein in Richtung Fahrdynamik getrimmt. „Aber nicht auf Kosten des Fahrkomforts“, betont Swen Schawe, Leiter der Fahrzeugentwicklung. Mindestens gleichbedeutend ist für Seat aber die Optik. Die Marke steht für emotionales Design, und die Tatsache, dass Seat-Käufer im Schnitt um zehn Jahre jünger sind als im restlichen Auto-Markt, unterstreicht, dass die Spanier da ein sehr gutes Händchen haben.
Kein Zweifel, der neue Tarraco wird spontan Begehrlichkeiten wecken. Er steht auf den Rädern wie aus einem Guss, beeindruckt mit perfekten Proportionen und gibt Ausblicke auf die künftige Designsprache von Seat. Langer Radstand, kurze Überhänge, das ist das Rezept für optische Dynamik. Dann fällt auf, dass die Nase steiler steht als beim Rest der Familie und der jetzt sechseckige Kühlergrill besonders markant ausgefallen ist. Der Tarraco signalisiert Selbstbewusstsein und ein Haucherl mehr Ernsthaftigkeit als alle seine Verwandten. Nicht ernsthaft dagegen die Grafik der supermodernen LED-Leuchten, die tiefer sitzen als bei den anderen Modellen. Am Heck trägt der Tarraco ein durchgehendes Leuchtenband.
Bei der ersten Sitzprobe haben wir uns hinter dem Lenkrad und auf den Plätzen in Reihe zwei auf Anhieb wohl gefühlt. Alles da, was die moderne Kommunikationstechnik zu bieten hat, perfekte Ergonomie und reichlich Platz für fünf. Auffallend der Touchscreen, der frei an der Mittelkonsole „schwebt“. Auf Wunsch gibt es den Tarraco auch als Siebensitzer, dann geht es ganz hinten aber eng zu. Mit einem Kofferraumvolumen von 760 bis gut 1900 Litern setzt der Spanier in seiner Liga Maßstäbe und empfiehlt sich insgesamt als ideales Familienauto, das dank Allradantrieb und üppiger Bodenfreiheit auch abseits fester Wege unterwegs sein kann. Dass elektronische Schutzengel in Kompaniestärke an Bord sind, ist selbstverständlich.
Zum Start gibt es zwei TSI-Benziner (1.5 mit 150 PS und 2.0 mit 190 PS). Der Einsteiger kommt in Verbindung mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe und Vorderradantrieb, das stärkere Aggregat ist mit der 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik DSG und dem Allradantrieb 4Drive kombiniert. Die Dieselfraktion ist mit einem 2.0 Turbodiesel in den Leistungsstufen 150 und 190 PS vertreten. Die 150-PS-Version kann wahlweise mit Vorder- oder Allradantrieb sowie mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder 7-Gang-DSG geordert werden. Der 190-PS-Diesel verfügt immer über 4Drive und DSG. Alternative Antriebstechnologien, wie etwa ein Hybridler oder eine Erdgasvariante, dürften bald folgen.
In Österreich darf das neue Seat-Flaggschiff ab November bestellt werden, erste Auslieferungen werden im Februar erwartet. Mag. Wolfgang Sturm, Chef von Seat Österreich, schätzt, dass bereits im kommenden Jahr an die 1500 Tarraco abgesetzt werden, davon 60 bis 65 Prozent Diesel. Preise gibt es noch nicht, der Einstieg dürfte aber bei 30.000 Euro liegen. Reichlich Luft nach oben gibt es mit einem umfassenden Angebot an kostenpflichtigen Extras.