RBI-Brezinschek: Gute Aussichten für Wirtschaft und Finanzmärkte
Wien (APA) - Gute Aussichten für die Wirtschaft und die Finanzmärkte in Österreich und Osteuropa in den kommenden drei bis sechs Monate orte...
Wien (APA) - Gute Aussichten für die Wirtschaft und die Finanzmärkte in Österreich und Osteuropa in den kommenden drei bis sechs Monate ortet der Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI), Peter Brezinschek. Allerdings bewege man sich in einem Umfeld mit „viel politischem Gegenwind“, sagte Brezinschek am Freitag bei der Vorstellung der Kapitalmarktstrategie für das vierte Quartal in Wien.
Für Gegenwind sorgen vor allem die Handelskonflikte der USA - besonders mit China, die Krisen in den Schwellenländern, Staatsfinanzkrisen und die diversen Sanktionen der USA etwa gegen Russland, den Iran oder die Türkei. Negativ betroffen könnten die Wirtschaftsaktivitäten auch vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen oder den umstrittenen Budgetplänen in Italien werden, wo „wider aller Vernunft“ agiert werde.
Dennoch zeige sich das globale konjunkturelle Umfeld relativ stabil, so habe etwa die US-Notenbank erst kürzlich ihre Wachstumsprognose für 2018/19 angehoben. Für 2019/20 müsste man schon vorsichtiger sein. Auch in der Eurozone gebe es mit einem durchschnittlichen Wachstum von 2,0 Prozent in 2018 noch immer einen guten konjunkturellen Verlauf. Für 2019 erwartet Brezinschek eine Abflachung auf 1,5 bis 1,7 Prozent.
Österreich steche mit 1,7 bis 1,9 Prozent positiv hervor. Starke Unterstützung erhalte Österreich aus Zentral- und Ost- und Südosteuropa, wo die Wirtschaft heuer im Schnitt um 4,2 Prozent und kommendes Jahr um 3,5 Prozent wachsen werde. Grund dafür sei hauptsächlich der starke private Konsum, der auf extrem festen Arbeitsmärkten basiere. Als „wenig ambitiös“ bewertet Brezinschek die Fiskalpolitik sowohl global als auch in Europa.
Brezinschek hält eine weitere Eskalation des Handelskonfliktes zwischen der USA und China für möglich. 267 Mrd. US-Dollar an Handelsvolumen seien bisher noch nicht mit Zöllen belegt. Verhandlungslösungen erwartet der Experte erst für 2019. Der Konflikt werde das Wachstum bremsen und zu Preisanhebungen führen. Noch sehe man laut US-Notenbank aber nichts davon.
Die Probleme in den Schwellenländern entstehen dadurch, dass das Kreditwachstum stark über das Ausland und in US-Dollar finanziert werde, durch Protektionismus, hohe Leistungsbilanzdefiziten und Inflationsraten. Das führe zu einer Vertrauenskrise und Währungsverfall, weil sich die Geldgeber um ihre Rückzahlungen sorgten. „Überall sieht man das gleiche Muster“, so Brezinschek. Nach Zentral- und Osteuropa gebe es kaum Übertragungseffekte, weil man dort diese Thematik nicht habe.
In den USA erwartet der RBI-Chefanalyst bis Mitte 2019 noch drei Zinsanhebungen und damit um eine weniger als die US-Notenbank selbst. In der Eurozone stelle sich die Frage, ob die Europäische Zentralbank (EZB) weiter in ihrer Komfortzone bleibe und erst im zweiten Halbjahr mit Leitzinssenkungen beginne, was von Rahmenbedingungen wie Inflations- oder Ölpreisentwicklung abhänge. Dieses Datum dürfte aber festgezurrt sein. Die EZB sollte aber nicht schon wieder den Fehler machen wie vor der Finanzkrise und mehr Geld zur Verfügung stellen, als für Kredite gebraucht werde. Zumindest der negative Zinssatz für die Bankeinlagen sollte deshalb schon vorher angehoben werden.
Für Anleger bedeute dies, dass in der Eurozone der negative Realzins über 2019 hinaus bestehen bleiben werde. Ein besseres Umfeld gebe es dafür in CEE.
Für die Aktienmärkte sind laut Brezinschek die Aussichten durchaus positiv. Auch für 2019 liege das nominelle Gewinnwachstum allgemein im zweistelligen Prozentbereich. Auch die Dividendenrendite sei im Vergleich zu Fremdkapitalzinsen extrem hoch und höher als etwa für BB-geratete Anleihen. „Das ist eine seltsame Situation“, so Brezinschek.
Bernd Maurer, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank (RCB), sieht trotz bereits neunjähriger Aktienhausse in den USA keine unmittelbare Trendwende. Man befinde sich in einem „Trading Markt“, in dem die Aktienkurse um 10 bis 15 Prozent auf und ab schwanken. Derzeit befinde man sich eher am unteren Rand dieser Bandbreite. Österreich-Aktien habe man wieder auf „Kauf“ hochgestuft. Empfohlen werden etwa die Aktien von Wienerberger, Palfinger, EVN, Telekom, OMV, SBO, VIG oder Erste Group. Auch für das erste Halbjahr 2019 ist Maurer noch optimistisch. Die Kaufempfehlung der RCB erstreckt sich praktisch über alle analysierten Märkte.
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