Mit positivem Asylbescheid auf Wohnungssuche
Die Immobiliensuche wird immer schwerer. Ganz besonders für Menschen, die eben erst eine Aufenthaltserlaubnis bekommen haben.
Von Markus Stegmayr
Innsbruck –Der Wohnungsmarkt in Tirol – und in Innsbruck besonders – ist angespannt. Das merkt jeder, der auf der Suche ist. Auch Menschen mit einem positiven Asylbescheid sind Akteure auf diesem Markt. Die Probleme und Herausforderungen für sie sind mannigfaltig.
Die Diakonie ist seit 2015 in den Bereichen Wohnraumvermittlung, Wohnraumsuche und Startwohnungen aktiv. Seit 2017 hat man bis heute tirolweit für anerkannte Flüchtlinge 92 Startwohnungen angemietet, 108 vermittelt und alles in allem 650 Menschen wohnversorgt. In den Jahren zuvor, 2012 bis 2014, war die Caritas damit beauftragt. Von 2015 bis heute hat man hier die Wohnungssuche gänzlich eigenfinanziert. Insgesamt waren es in diesem Zeitraum 446 Anmietungen und 925 Personen, die wohnversorgt wurden. Aktuell unterstützt die Diakonie 533 Menschen aktiv bei der Wohnungssuche.
Die Gesamtzahl der wohnungssuchenden asylberechtigten Personen oder der wohnungssuchenden Schutzberechtigten für Innsbruck und Innsbruck-Land haben weder Diakonie noch Caritas. Man darf aber wohl davon ausgehen, dass vor allem in Innsbruck-Stadt die Wohnkosten das Suchen und Finden von adäquatem Wohnraum erschweren. Naturgemäß spielt sich im Ballungsraum Innsbruck und Umland ein guter Teil der Wohnungssuchen ab.
Bei der Unterstützung der Wohnungssuche war und ist man beim Diakonie-Flüchtlingsdienst auch mit Vorurteilen konfrontiert, weiß die Leiterin der Einrichtung, Carina Scheiber, zu berichten. „Auf die Hälfte unserer Anfragen bekommen wir keine Antwort oder werden abgewimmelt“, sagt sie. Etwa dreißig Prozent der Vermieter argumentierten damit, dass sie keine Menschen mit Mindestsicherungsbezug wollen, auch Aussagen wie „lieber Inländer“ oder „nur Studierende“ bekommt das Diakonie-Team, das tagtäglich Wohnungsinserate durchforstet, häufig zu hören.
Dass sich die Tiroler durch besonders starke Vorurteile hervortun, glauben indes weder Carina Scheiber noch Jürgen Gschnell, Bereichsleiter Rat und Hilfe bei der Caritas Tirol. „Es ist schwer, mit den derzeitigen Mindestsicherungssätzen etwas am freien Markt zu finden. Andere Leute können einfach mehr zahlen“, meint Gschnell dazu und sieht zumindest einen Teil der Herausforderungen auf der rein finanziellen Ebene. Dass diese Problematik nicht nur Asylberechtigte betrifft, sondern sämtliche Wohnungssuchenden, liegt dabei auf der Hand. Gschnell sieht dabei vor allem die Vermieter in der Pflicht, adäquate Wohnungen zu angemessenen Preisen anzubieten.
Im Fall einer Wohnungssuche für Flüchtlinge mit Asylstatus sei aber der Dialog mit den Vermietern besonders zentral, meint Scheiber. Man könne als Diakonie natürlich versuchen, den „Preis zu drücken“. Nicht zuletzt hat der Vermieter ja bei den von der Diakonie angemieteten Startwohnungen die Sicherheit, dass die Miete pünktlich überwiesen wird.
Damit die Interaktion im System Wohnungsmarkt gelingt, sieht Scheiber aber auch die Wohnungssuchenden in der Pflicht. „Gute Deutschkenntnisse, Selbstständigkeit und Arbeit sind Parameter, die sich positiv bei der Wohnungssuche bemerkbar machen“, spricht sie aus Erfahrung. Diesen Sprung in die Selbstständigkeit gelte es zu begleiten und zu forcieren. Oft sei ganz basal beim adäquaten Schreiben von E-Mails im Rahmen der Wohnungssuche anzusetzen, berichtet Scheiber. Ziel sei es dann, dass der Asylberechtigte, zumal wenn ein aufrechtes Arbeitsverhältnis bestehe, den Mietvertrag vom Diakonie-Flüchtlingsdienst übernimmt und ganz ohne Diakonie auf eigenen Füßen steht.
Die Situation ist komplex, aber nicht verfahren. Scheiber meint beispielsweise, dass die „Werkzeuge und Maßnahmen der Diakonie im Bereich der Wohnberatung greifen“. Außerdem ortet Scheiber mit Tirolern, die bereit sind, Flüchtlingsfamilien zu helfen, weitere Akteure bei der Wohnungssuche. „Wenn man die Wohnungssuchenden mit den richtigen Instrumenten befähigt, dann sind sie erfolgreich“, schließt Scheiber und wirkt zuversichtlich.