Zürcher Börse schließt etwas tiefer

Zürich (APA/dpa-AFX) - Die neuen Schuldenpläne Italiens haben am Freitag den Schweizer Aktienmarkt ins Minus geschickt. Zunächst legte der S...

Zürich (APA/dpa-AFX) - Die neuen Schuldenpläne Italiens haben am Freitag den Schweizer Aktienmarkt ins Minus geschickt. Zunächst legte der SMI im Frühhandel noch etwas zu. Aber gegen Mittag bekamen die Anleger immer weichere Knie und traten gerade bei den Banktiteln eine Verkaufswelle los. Europaweit knickten die Börsen ein.

Die Regierung in Rom hatte am Vorabend ein Haushaltsdefizit für die kommenden drei Jahre von 2,4 Prozent beschlossen, um die milliardenschweren Wahlversprechen der populistischen 5-Sterne-Bewegung und der rechten Lega zu finanzieren. Damit konnte sich der parteilose Wirtschafts- und Finanzminister Giovanni Tria nicht durchsetzen, der ein Defizitziel von 1,6 Prozent gefordert hatte. Die Landesbank Baden-Württemberg sprach von einer „Abkehr von der Konsolidierung“. Damit begebe sich Rom auf Kollisionskurs mit der EU-Kommission, welche die Budgetpläne billigen müsse.

Der Swiss Market Index (SMI) sank um 0,27 Prozent auf 9.087,99 Punkte. Damit konnte der Leitindex die Marke von 9.100 Zählern nicht halten, über der er noch am Morgen gelegen war. Im Vergleich zur Vorwoche resultierte aber ein Plus von 1,0 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) fiel am Freitag um 0,54 Prozent auf 1.482,81 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab um 0,18 Prozent auf 10.807,82 Zähler nach. Im SLI standen zu Börsenschluss 22 Verlierer 8 Gewinnern gegenüber.

Immerhin konnte der SMI sich wieder von den Tiefstständen am frühen Nachmittag lösen, nachdem die US-Börsen sich der Talfahrt in Europa nicht anschlossen und leicht freundlicher notierten.

Dennoch hatten die Finanztitel einen schlechten Tag. So tauchten Julius Bär um 3,1 Prozent ab, CS um 2,6 Prozent und UBS um 2,1 Prozent, die bereits am Vortag nach der Leitzinserhöhung der US-Notenbank Federn hatten lassen müssen. Die Banktitel litten insbesondere unter dem starken Anstieg der Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen, deren Kurse im Gegenzug deutlich fielen. Die Entwicklung trifft viele Finanzhäuser, die italienische Staatsschulden horten. Analysten rechnen damit, dass die großen Ratingagenturen die Bonität Italiens abstufen, was die Kreditkosten des Landes weiter verteuern würde.

EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici nannte Italiens Staatsverschuldung „explosiv“. Es sei ein Haushalt, „der heute außerhalb der Grenzen unserer Regeln scheint.“ Die EU-Kommission muss das Budget Italiens genehmigen.

Auch der Bankensoftwarehersteller Temenos (-4,3 Prozent) und die Versicherer Swiss Life (-0,7 Prozent), Zurich (-0,6 Prozent) und Swiss Re (-0,5 Prozent) wurden in dem Strudel herunter gezogen. Dem Vermögensverwalter G (-2 Prozent) machte zusätzlich der Abgang von Compliance-Chefin Natalie Baylis zu schaffen, die ihren Posten erst im Juni angetreten hatte. Die Nachricht gefiel den Investoren nicht.

Swisscom (-1,2 Prozent) und Sunrise (-0,9 Prozent) wurden von der Schwäche europäischer Telekomaktien in Mitleidenschaft gezogen. Adecco litten mit -0,7 Prozent unter einem deutlich negativen Analystenkommentar von Merrill Lynch, nachdem am Vortag bereits Kepler Cheuvreux die Titel herabgestuft hatte.

Der Halbleiterhersteller AMS knüpfte mit -2,4 Prozent an die Vortagesverluste an. Am Donnerstag hatte sich die UBS negativ geäußert. Die Talfahrt der Aktie hält damit praktisch seit der ersten Septemberwoche an.

Ein solides Debüt an der Schweizer Börse legte der Getränkekartonhersteller SIG Combibloc hin. Die Aktie war mit einem ersten Kurs von 11,85 Franken in den Handel gestartet, womit der Ausgabepreis von 11,25 Franken klar übertroffen worden war. Bis Börsenschluss legte die Aktie dann noch auf 12,30 Franken zu.

~ ISIN CH0009980894 ~ APA526 2018-09-28/18:31