San Sebastian - Spanisches Sozialdrama „Between two Waters“ gewinnt

San Sebastian (APA) - Das bewegende spanische Sozialdrama „Entre dos aguas“ („Between two waters“) wurde am Samstagabend auf dem 66. Interna...

San Sebastian (APA) - Das bewegende spanische Sozialdrama „Entre dos aguas“ („Between two waters“) wurde am Samstagabend auf dem 66. Internationalen Filmfestival im nordspanischen San Sebastian mit der „Goldenen Muschel“ ausgezeichnet. Der Wiener Regisseur Markus Schleinzer ging mit seinem Historiendrama „Angelo“ hingegen leer aus.

Der aus Katalonien stammende Filmemacher Isaki Lacuesta erzählt in dem beeindruckend realistischen Sozialdrama „Entre dos aguas“ den verzweifelten Versuch zweier Brüder, einen Ausweg aus einem von Drogenschmuggel und Arbeitslosigkeit geprägten Leben in der strukturschwachen südspanischen Region Cadiz zu finden. Eine tiefsinnige, intime, schonungslose Sozialstudie, die auch zeigt, mit welchen gesellschaftlichen Hürden, Korsetts und Vorverurteilungen Gitanos, Angehörige der spanischen Roma-Bevölkerung, auch heute noch kämpfen müssen.

Der diesjährige Regie-Preis ging unterdessen an den Argentinier Benjamin Naishtat, der in seinem fesselnden Thriller „Rojo“ auf virtuose Weise die angespannte Atmosphäre und sozialen Spannungen kurz vor dem Putsch und der Militärdiktatur in dem südamerikanischen Land 1975 beschreibt. Naishtat gelingt es dabei, ein Ambiente unterschwelliger Gewalt zu erzeugen, welche zum Teil mit lakonischem Humor die Verrohung der argentinischen Mittelschicht und das kollektive Schweigen von Verbrechen in jener Zeit thematisiert.

Naishtats Hauptdarsteller Dario Grandinetti wurde auf dem Festival in der nordspanischen Küstenstadt für seine gelungene Interpretation eines Anwalts, dem ein Privatdetektiv wegen eines Mordes auf der Spur ist, als „Bester Darsteller“ ausgezeichnet. Die „Silberne Muschel“ für die „beste Darstellerin“ ging an die norwegische Schauspielerin Pia Tjelta. Sie stellt in Tuva Novotnys „Blind Spot“ auf nahezu ehrschreckend realistische Art eine Mutter dar, die nicht nur um das Leben ihrer jugendlichen Tochter fürchtet, die aus dem Fenster gesprungen ist, sondern auch an dem Umstand verzweifelt, dass sich ihr Kind überhaupt umbringen wollte.

Der begehrte Jurypreis ging heuer an den philippinischen Regisseur Brillante Mendoza, der in „Alpha, The Right to Kill“ den teils schmutzigen Krieg der philippinischen Regierung gegen Drogenkriminelle unter die Lupe nimmt. Mendozas dramatischer Action-Film macht auf brutale Weise deutlich, wie paramilitärische Drogen-Sondereinsatzkommandos in den Wellblechhütten Manilas regelrechte Massaker anrichten und sich dabei über Menschenrechte und jegliche moralische Grenzen hinwegsetzen.

Der Preis für das „beste Drehbuch“ wurde in diesem Jahr an zwei sehr verschiedene Filme vergeben: An die französische Komödie „A Faithful Man“ von Louis Garrel, der nicht nur das Drehbuch schrieb und Regie führte, sondern neben Laetitia Casta und Johnny Depps Tochter Lily-Rose Depp auch die Hauptrolle spielte. Der zweite Drehbuch-Preis ging an den weltberühmten schottischen „Ken Loach“-Drehbuchautor Paul Laverty für „Yuli“. Der Film der spanischen Filmemacherin Iciar Bollain ist eine wundervoll gedrehte und hoch emotionale Verfilmung über das Leben des kubanischen Balletttänzers Carlos Acosta. Paul Laverty nutzte die Preisverleihung, um das „beschämende“ Wirtschaftsembargo der USA und Israels gegen Kuba zu kritisieren und das sofortige Ende zu fordern.

Den Preis für die „beste Fotografie“ verlieh die Jury unter Vorsitz des amerikanischen Regisseurs Alexander Payne an den argentinischen Film „Rojo“. Pedro Sotero gelang es virtuos mit seinen gedämpften Farben die bedrohliche Atmosphäre vor dem Militärputsch in Argentinien einzufangen.

Auch in diesem Jahr waren wieder viele internationale Stars auf dem Festival von San Sebastian zu sehen, das neben Berlin, Cannes und Venedig zu den bedeutendsten Filmfestivals der Welt gehört. „Twilight“-Star Robert Pattinson und Juliette Binoche stellten Claire Denis‘ Science-Fiction Drama „High Life“ vor, der in San Sebastian auch den FIPRESCI-Filmkritikerpreis erhielt. Superstar Ryan Gosling und die jüngste Emmy-Gewinnerin Claire Foy präsentierten ihren neuen Film „First Man“ über die Mondlandung von Neil Armstrong. Am Samstag stellte auch „Hangover“-Schönling Bradley Cooper sein Regiedebüt „A Star is Born“ mit Lady Gaga in der Hauptrolle vor.

Die „Donostia“-Ehrenpreise wurden in diesem Jahr an US-Schauspieler Danny DeVito, die unter anderem aus den James-Bond-Filmen als „M“ bekannte Britin Judi Dench und den japanischen Filmemacher und Cannes-Gewinner Hirokazu Kore-eda vergeben.

Das Festival von San Sebastian endete am Samstag mit dem Abschlussfilm „Bad Times at the El Royale“ mit Jeff Bridges, Chris Hemsworth und Dakota Johnson in den Hauptrollen. Der Thor-Darsteller sorgte am Samstag zusammen mit Bradley Cooper nahezu für einen Ausnahmezustand auf dem Roten Teppich in der nordspanischen Küstenstadt.

((S E R V I C E - www.sansebastianfestival.com))