Estland: Keine Hinweise von Skripal bei Enttarnung von Spionen

Tallinn (APA/dpa) - Estlands Sicherheitspolizei hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach der vergiftete russische Ex-Doppelagent Serge...

Tallinn (APA/dpa) - Estlands Sicherheitspolizei hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach der vergiftete russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal dem Geheimdienst des baltischen NATO-Staats Hinweise zur Identifizierung russischer Spione geliefert habe. „Skripal hatte mit keinem der in Estland aufgedeckten Fälle etwas zu tun“, sagte ein Behördensprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Tallinn.

Das Nachrichtenmagazin „Focus“ hatte zuvor unter Berufung auf einen ranghohen Mitarbeiter der NATO-Spionageabwehr Allied Command Counterintelligence (ACCI) berichtet, dass Skripal bis 2017 für vier Geheimdienste von NATO-Staaten gearbeitet habe.

Den estnischen Behörden soll er dabei so präzise Hinweise geliefert haben, dass drei Spione in Moskaus Diensten hätten enttarnt werden können. Dem Bericht zufolge waren darunter auch ein russischstämmiger Offizier der estnischen Armee und dessen Vater. Beide waren Anfang September wegen des Verdachts auf Landesverrat festgenommen worden. Sie sollen vertrauliche Militärinterna an Russland übermittelt haben.

Skripal und seine Tochter Julia waren im englischen Salisbury am 4. März vergiftet worden. Sie mussten wochenlang behandelt werden und entkamen nur knapp dem Tod. Seitdem wird über das Motiv für die Tat spekuliert. London macht den Kreml für das Attentat verantwortlich. Moskau bestreitet die Vorwürfe. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.

Bereits im Mai hatte die „New York Times“ berichtet, dass Skripal nach seiner Begnadigung in Russland in mehreren europäischen Ländern - darunter auch 2016 in Estland - mit Mitarbeitern westlicher Geheimdienste zusammengetroffen sei.

Skripal hatte früher für den russischen Militärgeheimdienst GRU gearbeitet und dem britischen MI6 Informationen weitergeleitet. 2004 flog er auf und wurde in Russland zu 13 Jahren Lagerhaft verurteilt. Bei einem Gefangenenaustausch kam er 2010 nach Großbritannien.