Italien und Deutschland gedenken des Massakers von Marzabotto
Rom/Wien (APA) - Der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi und sein deutscher Amtskollege Heiko Maas haben sich am Sonntag an ein...
Rom/Wien (APA) - Der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi und sein deutscher Amtskollege Heiko Maas haben sich am Sonntag an einer Gedenkfeier für die Opfer des SS-Massakers in dem Apenninen-Städtchen Marzabotto und den umliegenden Dörfern im Jahr 1944 beteiligt. Zum ersten Mal nahmen die Außenminister der beiden Länder gemeinsam an einer Zeremonie in Marzabotto teil.
„Mit tiefem Schmerz und großer Scham verneige ich mich vor den Todesopfern und ihren Angehörigen“, sagte Maas. „Unsere gemeinsame Teilnahme an dieser Zeremonie bezeugt, dass wir den Horror des Zweiten Weltkriegs überwunden haben“, sagte Moavero Milanesi.
Die beiden Minister legten einen Kranz für die über 900 Todesopfer nieder, die Mitglieder der 16. Panzergrenadierdivision „Reichsführer SS“ in dem toskanischen Bergdorf 25 Kilometer südlich von Bologna zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 töteten. Unter den Opfern waren 120 Kinder, sogar Ungeborene schnitten die SS-Leute aus den Bäuchen ihrer Mütter.
Vom 29. September bis 5. Oktober 1944 waren in Marzabotto und in den benachbarten Ortschaften Grizzana und Monzuno unbeteiligte Einwohner von SS- und Wehrmachts-Angehörigen exekutiert worden. Die Zivilisten wurden als Vergeltung für einen Partisanen-Angriff ermordet. Das Massaker von Marzabotto gilt als eines der schwersten Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung, die von den deutschen Truppen in Westeuropa im Zweiten Weltkrieg begangen wurden. Es wurde vom österreichischen SS-Mann Walter Reder (1915-1991) angeordnet.
Frauen und Kinder starben unter den Schüssen der Maschinengewehre oder wurden mit Handgranaten beworfen. Viele Menschen verbrannten hilflos in ihren Häusern. Soldaten drangen in eine Kirche ein, wo dutzende Menschen Zuflucht gesucht hatten und den Rosenkranz beteten. Der Pfarrer und eine querschnittgelähmte Frau wurden gleich vor dem Altar erschossen, die anderen Menschen auf den angrenzenden Friedhof getrieben, in einer Reihe aufgestellt und ermordet.
Reder wurde von einem Militärgericht in Bologna 1951 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde 1985 freigelassen. Er starb 1991 75-jährig in einem Krankenhaus in Wien.