Rad-WM: Enorme Fan-Euphorie beim Anstieg zur „Höll“
Innsbruck (APA) - Am Beginn der „Höll-Fahrt“, in der Höttinger Dorfgasse, haben zahlreiche Radsport-Enthusiasten mit zahllosen Lärminstrumen...
Innsbruck (APA) - Am Beginn der „Höll-Fahrt“, in der Höttinger Dorfgasse, haben zahlreiche Radsport-Enthusiasten mit zahllosen Lärminstrumenten und lautem Jubel die Radprofis am Sonntag im Finish des WM-Straßenrennens in Innsbruck euphorisch gefeiert. Die lautstarken Anfeuerungsrufe rissen auch bei den Nachzüglern nicht ab.
Der Dorfwirt in der Dorfgasse, die quasi als Einstieg in die richtig steilen Passagen der „Höll“ fungiert, kann kurz durchatmen. Die Rad-Fans, zuvor noch vor dem TV-Gerät der Raucherstube wie angewurzelt sitzend, stürmen unvermittelt nach draußen, als sich die leistungsstarken Rad-Helden über die Höttinger Gasse rasend schnell annähern.
Draußen warten bereits Radsport-Fans verschiedener Nationalitäten. Auch eine alte Dame schaut aus dem Fenster eines nahegelegenen Bauernhauses und filmt mit ihrem I-Phone eifrig die außergewöhnlichen Ereignisse mit. Der holländische Latzhosen-Träger trifft hier auf eine Höttinger-Ureinwohnerin. Beide scheinen von der Rad-WM gleichermaßen begeistert zu sein. Wollte man Glück und Harmonie über Generations- und Nationengrenzen hinweg definieren, so sähe eine legitime Auslegung wohl aus.
Auch die Wirtin ist wieder glücklich. Zuvor hat man nur wenige Meter von ihrem Gasthaus entfernt keine Leute mehr in Richtung „Höll“ durch die Absperrung durchgelassen. „Ich könnte explodieren“, hat sie in heller Aufregung gemeint. Nach einer lautstarken Intervention ihrerseits strömen aber mittlerweile wieder Gäste in die Stuben. Draußen schenkt man zudem Bier in rauen Mengen aus.
Von den Anstrengungen der Höll-Fahrer und der Höll-Fahrt merkt man hier wenig. Draußen auf den Gehsteigen der Dorfgasse verfolgen einige per Live-Stream die Ereignisse. Die Höll-Fahrt wird, so sieht man hier in sicherer Entfernung, für einige Fahrer zur absoluten Belastungsprobe. Einige müssen schieben und geben auf. Noch lange nicht geben hingegen die Rad-Fans von nah und fern auf. Als der spanische Sieger ins Ziel kommt hört man lautstarke Rufe vor und im Gasthaus. Sie wirken wie der Auftakt zu einem Fest, das noch länger andauern wird.
So wird Hötting, ansonst ein eher beschauliches „Königreich“, um das herum bekanntlich Österreich liegt, für wenige Stunden zum rustikalen und bodenständigen Partymittelpunkt der Rad-WM. Vielleicht auch zukünftig, denn der Begriff „Höll“ dürfte über längere Zeit „picken“ bleiben. Aus dem „Hohlweg“ ist zweifelsfrei, dafür sorgen wohl allein schon die Bilder in den TV-Stationen der Welt, endgültig die „Höll“ geworden, Teufel und Krampus inklusive. Ob das die „Ur-Höttinger“ freut oder nicht ist dabei eher zweitrangig. Hötting war für wenige Minuten Mittelpunkt des Rad-Zirkusses. Nachhaltige Spätfolgen nicht ausgeschlossen.