Berichte von Unregelmäßigkeiten bei Wahlen in Bosnien
Sarajevo (APA/dpa) - An der Präsidenten- und Parlamentswahl in Bosnien-Herzegowina hat am Sonntag gut die Hälfte der 3,4 Millionen Wahlberec...
Sarajevo (APA/dpa) - An der Präsidenten- und Parlamentswahl in Bosnien-Herzegowina hat am Sonntag gut die Hälfte der 3,4 Millionen Wahlberechtigten teilgenommen. Obwohl nur rund 1,7 Millionen Stimmzettel auszuzählen waren, blieb die staatliche Wahlkommission auch 14 Stunden nach Wahlschluss am Montagvormittag immer noch die meisten Ergebnisse schuldig.
Es gab keine belastbaren Resultate für das Bundesparlament, weil noch ein Drittel der Stimmzettel auf ihre Auszählung warteten. Noch deutlich weniger Stimmzettel waren für die Wahl der Parlamente der beiden weitgehend selbstständigen Landesteile ausgezählt. Die Kommission machte auch keine abschließenden Angaben, wer dort jeweils zum Präsidenten gewählt wurde.
Erst Montag früh, mehr als fünf Stunden nach Schließung der Wahllokale, teilte die Wahlkommission erste Ergebnisse für das dreiköpfige Staatspräsidium mit. Allerdings waren auch viele Stunden später immer noch ein Viertel der abgegebenen Stimmen unbearbeitet.
Auf der anderen Seite berichteten Medien und Politiker von zahlreichen Unregelmäßigen bei der Wahl am Sonntag. In den letzten beiden Tagen vor der Abstimmung seien tausende Mitglieder lokaler Wahlkommissionen zurückgetreten. Beschäftigte in Staatsbetrieben und öffentlicher Verwaltung seien unter Druck gesetzt und kontrolliert worden, dass sie ihr Kreuzchen hinter der richtigen Partei machen. So berichteten Beteiligte, weit über 100 Professoren und Assistenten der Universität in Mostar hätten eine Unterstützungserklärung für den kroatischen Spitzenpolitiker Dragan Covic unterschreiben müssen.
Große Zweifel erweckt auch das Wählerverzeichnis: Bei einer Einwohnerzahl von 3,5 Millionen waren knapp 3,4 Millionen Bürger stimmberechtigt. Am späten Abend berichtete ein Mann ausgerechnet im Presseraum der Wahlkommission, seine vor elf Jahren gestorbene Mutter besitze bis heute das Wahlrecht. Die Wahlkommission stelle sich seit Jahren taub auf seine entsprechenden Eingaben.