Oö. Mordversuchs-Prozess vor Urteil
Linz (APA) - Ein Prozess gegen einen 36-Jährigen, der seine Frau mehrfach vergewaltigt und schließlich zu töten versucht haben soll, ist am ...
Linz (APA) - Ein Prozess gegen einen 36-Jährigen, der seine Frau mehrfach vergewaltigt und schließlich zu töten versucht haben soll, ist am Montag ins Finale gegangen. Staatsanwalt Alfred Schaumüller sieht ganz klar einen Mordversuch, Verteidiger Andreas Mauhart nur eine schwere Körperverletzung. Ein Urteil der Geschworenen ist am Nachmittag zu erwarten.
Schaumüller zeichnete das Bild einer jahrelangen Gewaltbeziehung: Betretungsverbote und Aufenthaltsverbote habe der Angeklagte ignoriert. Die Frau, die zwischenzeitlich sogar ins Frauenhaus geflüchtet war, habe ihn aus Angst um sich und die beiden gemeinsamen Kinder dennoch lange Zeit vor Polizei und vor Gericht geschützt.
Laut Anklage hat der staatenlose gebürtige Kosovare seine Frau zwischen Ende 2016 und Ende 2017 viermal mit Gewalt - etwa mit Schlägen oder durch Würgen mit einem Kabel - zum Sex gezwungen. Am 7. Dezember 2017 eskalierte die Situation: Nachdem er in der Nacht zuvor zweimal versucht habe, sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung der Frau zu verschaffen, tauchte er am Vormittag am Arbeitsplatz der 34-jährigen Kroatin auf. Dort soll er zuerst mit einer Schreckschusspistole auf sie geschossen und dann mehrmals mit einem Klappmesser auf sie eingestochen haben. Der Mann flüchtete nach der Tat und wurde gefasst, als er im Jänner mit einem Bus aus Prag nach Linz kam. Das Opfer hat die Attacke Dank einer Notoperation knapp überlebt.
Die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner bescheinigte dem Angeklagten Zurechnungsfähigkeit. Zudem sei zu befürchten, dass er weitere schwere Straftaten begehen werde, wenn es wieder zu Konflikten komme. Die Staatsanwaltschaft will daher neben einer Verurteilung wegen Mordversuchs auch die Einweisung in eine Anstalt erreichen.
Der Angeklagte gab zwar die Messerattacke zu, behauptete aber, er habe er nur mit seiner Frau über die anstehende Scheidung reden und sie nicht töten wollen. Die Vergewaltigungen und auch die Schilderungen seiner Noch-Ehefrau über Gewalt und Drohungen wies er zurück. Er stellte sich vielmehr als Opfer seiner Partnerin hin, diese habe Drogen genommen, ihn jahrelang psychisch misshandelt und ihn immer wieder falsch beschuldigt. Sein Mandant „wird die Ohrfeigen ausgeteilt haben, aber ich bin überzeugt, dass sich beide nichts geschenkt haben“, sagte sein Verteidiger, der eine schwere Körperverletzung und keinen Mordversuch sieht.
Schaumüller räumte in seinem Schlussplädoyer ein, dass die Staatsanwaltschaft zu Beginn auch nur von einer schweren Körperverletzung ausgegangen sei, dann aber „gescheiter geworden“ sei. Im Gegensatz zur „haarsträubenden Verantwortung“ des Angeklagten, der sich oft widersprochen habe, würden Zeugen- und Opferaussagen sowie Gutachten allesamt zusammenpassen und das Bild eines Mordversuchs ergeben. Die Strafe solle sich „nicht im unteren Bereich“ bewegen, forderte er, auch wenn er lebenslang für zu hoch gegriffen halte. Wichtiger als die Strafe sei in dem Fall auch die Einweisung in eine Anstalt, betonte der Anklagevertreter.
Verteidiger Mauhart versuchte dann die Opferaussagen zu zerpflücken: Die Frau habe ihrem Mann die Kinder zur Betreuung gegeben, er könne also kein „Monster“ gewesen sein. Die Vergewaltigungen habe sie bei früheren Anzeigen nie erwähnt. Zudem stellte er in den Raum, dass das Opfer Hautunreinheiten habe, was ein Hinweis auf Drogen sein könnte. Sein Mandant sagte in seinen Schlussworten: „Ich wollte sie nicht umbringen, nur verletzen. Es tut mir sehr leid.“
Am Nachmittag steht die Beratung der Geschworenen am Programm. Ein Urteil ist am Nachmittag oder spätestens am Abend zu erwarten.