Inhaftierter Memorial-Direktor erhielt Vaclav-Havel-Preis
Straßburg (APA/AFP) - Der inhaftierte Direktor des Memorial-Menschenrechtszentrums in Tschetschenien, Ojub Titijew, ist mit dem diesjährigen...
Straßburg (APA/AFP) - Der inhaftierte Direktor des Memorial-Menschenrechtszentrums in Tschetschenien, Ojub Titijew, ist mit dem diesjährigen Vaclav-Havel-Preis des Europarats ausgezeichnet worden. Titijew leiste in Tschetschenien eine wichtige Arbeit zur Verteidigung der Menschenrechte, betonte die Präsidentin der Versammlung, Liliane Maury Pasquier, am Montag bei der feierlichen Preisvergabe in Straßburg.
Deswegen habe er in dem Land wiederholt „Riesenprobleme“ gehabt. Der seit Jänner inhaftierte Menschenrechtsaktivist zeichnete in einer Grußbotschaft an die Versammlung eine düsteres Bild von der Lage in der zur Russischen Föderation gehörenden Republik. Seit 1999 seien in dem Kaukasusstaat zwischen 3000 und 5000 Menschen spurlos verschwunden. Sie seien verschleppt und getötet worden. Er erinnerte auch an seine Vorgängerin, die frühere Leiterin des Memorial-Zentrums in Grosny, Natalia Estemirowa. Sie wurde im Jahre 2009 in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ermordet.
Titijew setzte sich in der Endrunde gegen zwei andere Menschenrechtsaktivisten durch, die ebenfalls für den Vaclav-Havel-Preis nominiert waren. Bei ihnen handelt es sich um die aus Kuba stammende Leiterin des lateinamerikanischen Netzwerks für Demokratie, Rosa Maria Payá, und den seit 2016 im Königreich Bahrain inhaftierten Menschenrechtsaktivisten Nabeel Rajab.
Der 2013 geschaffene und mit 60.000 Euro dotierte Preis ist nach dem 2011 verstorbenen tschechischen Präsidenten und früheren Dissidenten Vaclav Havel benannt. Vergangenes Jahr ging die Auszeichnung an den ehemaligen türkischen Verfassungsrichter Murat Arslan, der wie viele andere türkische Beamte nach den gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 aus dem Dienst entlassen und inhaftiert worden war.
Frühere Preisträger waren unter anderen die vor der Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus dem Irak geflüchtete Jesidin (Yezidin) Nadia Murad sowie die Menschenrechtsaktivisten Ljudmila Alexejewa aus Russland, Anar Mammadli aus Aserbaidschan und Ales Bialiazki aus Weißrussland.