Kresniks „Macbeth“ wird nach 30 Jahren in Linz rekonstruiert
Linz (APA) - Die Rekonstruktion der „Macbeth“-Choreografie von Johann Kresnik kommt am Samstag im Musiktheater in Linz 30 Jahre nach der Pre...
Linz (APA) - Die Rekonstruktion der „Macbeth“-Choreografie von Johann Kresnik kommt am Samstag im Musiktheater in Linz 30 Jahre nach der Premiere am Theater der Stadt Heidelberg auf die Bühne. „Es war als ob ich mir selber begegnen würde“, beschrieb Kresnik die Arbeit an dem Stück am Montag in einer Pressekonferenz in Linz.
Bei seiner Uraufführung löste das Stück, das auf den Tod des deutschen Ministers Uwe Barschel anspielt, viel Wirbel aus, bis hin zu Morddrohungen, erzählte Kresnik. Aktualisieren brauche man nichts, betonte der 68-jährige Tänzer und Choreograph, der seit einigen Wochen in Linz arbeitet. „Es war als ob ich mir selber begegnen würde“, beschrieb Kresnik. „Je mehr ich gesehen habe, desto mehr fiel mir wieder ein, warum ich es gemacht habe.“ Dem Linzer Ensemble streute er Rosen: „Mit der Gruppe hier ist es nicht schwierig, die Leute sind aufnahmefähig in jeder Richtung.“
Die Rekonstruktion des Macbeth in Linz wurde vom Tanzensemble unter Mei Hong Lin, das als einziges Ensemble außer seinem eigenen Kresniks Arbeiten präsentieren darf, und ihrer früheren Stellvertreterin Christina Comtesse vorbereitet. Comtesse tanzte elf Jahre in Kresniks Compagnie. „Ich hatte viele Erinnerungen an den Macbeth, weil ich eine Hexe gespielt habe, aber es ist was anderes, wenn man selbst tanzt oder assistiert“, sagte sie. Anhand von Aufnahmen aus Heidelberg, Tonbändern, alten VHS-Bändern und anderen Fundstücken sei rekonstruiert worden. Auch Kurt Schwertsik, der die Musik geschrieben hat, half mit, ebenso Gottfried Helnwein, von dem das Bühnenbild stammte.
Der Fall Barschel sei aktuell, nachdem die Familie des 1987 tot in einer Badewanne im Hotel aufgefundenen Politikers eine neue Untersuchung anstrengen wolle, so Kresnik. Barschel war nach einem Skandal zurückgetreten, sollte am Tag nach seinem Tod vor einem U-Ausschuss aussagen. Die Polizei kam damals zum Schluss, dass er Selbstmord begangen habe, das wurde aber immer angezweifelt. „Der Grund, warum ich das damals gemacht habe, war die Frage aufzuzeigen: Wie weit geht ein Politiker in seinem Leben?“, erklärte Kresnik.
Der Künstler wurde früh politisch geprägt - sein Vater wurde in Kärnten von slowenischen Partisanen ermordet - und blieb dem in seiner Arbeit treu. „Ich muss doch Themen wählen, die mich angehen“, habe er sich gesagt, als er begonnen hatte zu choreografieren, sagte der 68-Jährige. Das war Ende der 1960er-Jahre unter Kurt Hübner als Ballettdirektor am Bremer Theater. Dort und in Heidelberg inszenierte er unter anderem zu Ulrike Meinhof (1990), Frida Kahlo (1992) und am „Choreografischen Theater“ der Stadt Bonn Hannelore Kohl (2004). „Es geht bei mir hauptsächlich um Inhalte“, betonte Kresnik und gab einen kurzen Abriss über sein Schaffen, in dem er seinen politischen Weg weiterging, was oft für Aufregung bis hin zu Verhaftungen sorgte. Was heute politisch passiere, sei ihm ein Rätsel, Wirtschaft, Industrie und Banken hätten so ziemlich alles im Griff. „Ich habe kein so gutes Gefühl mehr mit dieser ratlosen Politik“, sagte der 68-Jährige.
(S E R V I C E - „Macbeth“ - Choreografisches Theater von Johann Kresnik und Gottfried Helnwein, Musik von Kurt Schwertsik. Premiere am 13. Oktober (19.30 Uhr), Choreografische Einstudierung: Christina Comtesse. Mit u.a. Pavel Povraznik (Macbeth), Andressa Miyazato (Lady Macbeth), Edward Nunes (Banquo). Weitere Aufführungen: 15., 18., 27., Oktober, 10., 18., 20. November. http://www.landestheater-linz.at)