US-Ökonomen Nordhaus und Romer erhalten Nobelpreis für Wirtschaft

Stockholm (APA/dpa) - Die beiden US-Ökonomen William D. Nordhaus und Paul M. Romer erhalten heuer den Wirtschaftsnobelpreis. Die Königlich-S...

Stockholm (APA/dpa) - Die beiden US-Ökonomen William D. Nordhaus und Paul M. Romer erhalten heuer den Wirtschaftsnobelpreis. Die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie ehrt beide Forscher für ihre Arbeiten rund um Klimawandel und technologische Innovationen. Nordhaus forschte Mitte der 1970er-Jahre auch kurzzeitig in Österreich am IIASA-Institut.

Die Analysen der US-Amerikaner hätten erheblich zu einem besseren Verständnis von nachhaltigem Wirtschaftswachstum im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem technischen Fortschritt beigetragen, begründete die Akademie ihre Entscheidung. Beide hätten ähnliche, auf langfristige globale Entwicklungen ausgerichtete Forschungsziele.

Nordhaus erhielt im Jahr 2015 auch den Thomas C. Schelling Award des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ). Der Preis wird Personen verliehen, die mit ihrer Arbeit einen transformativen Einfluss auf die Politik haben. Nordhaus forschte in den 1970er-Jahren auch selbst am IIASA-Institut in Laxenburg. Im Jahr 1975 veröffentlichte er am IIASA unter anderem den wissenschaftlichen Artikel „Können wir Kohlendioxid kontrollieren?“.

Der mit 9 Mio. schwedischen Kronen (862.000 Euro) dotierte Wirtschaftsnobelpreis geht nicht auf das Testament des Erfinders Alfred Nobel zurück. Er gilt daher nicht als klassischer Nobelpreis. Die schwedische Reichsbank stiftete den Preis 1968 nachträglich. Verliehen wird er zusammen mit den traditionellen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels. Die Ausgezeichneten lehren an bekannten US-Universitäten. Nordhaus (77) ist Professor in Yale, Romer (62) Inhaber eines wichtigen Lehrstuhls an der Stern School of Business der New York University.

Romer und Nordhaus haben nach Ansicht von IHS-Chef Martin Kocher mit ihren Arbeiten zu Wachstum und Umwelt einen wichtigen Beitrag für die angewandte Ökonomie geliefert. Grundlagen der endogenen Wachstumstheorie von Romer würden auch am Institut für Höhere Studien (IHS) in der Praxis verwendet, etwa bei der Evaluierung von Politikmaßnahmen (u.a. der Forschungsprämie), sagte Kocher zur APA.

Die von Romer in den 1980er-Jahren mitbegründete endogene Wachstumstheorie erkläre, wie Wachstum auf der Mikroebene der Volkswirtschaft entstehe, so der IHS-Chef. Die Theorie beschäftige sich unter anderem mit technischem Fortschritt und Humankapital. Nordhaus ist vielen Wirtschaftsstudierenden durch das Standardlehrbuch „Volkswirtschaftslehre“ bekannt, dass er als Zweitautor mit dem bereits verstorbenen Nobelpreisträger Paul A. Samuelson seit 1985 herausbrachte. Das von Samuelson im Jahr 1948 geschriebene Lehrbuch wird weltweit an Universitäten eingesetzt. Nordhaus habe „relativ früh“ makroökonomische Kennzahlen, wie etwa das Bruttoinlandsprodukt (BIP) infrage gestellt und die Umwelt in die wirtschaftliche Betrachtung hingebracht, sagte Kocher.

Vor allem Nordhaus hat sich als Experte für Umwelt- und Klimaökonomie einen Namen gemacht. Dabei geht es etwa um die Frage, wie sich wirtschaftliches Wachstum mit einem möglichst effizienten und schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen kombinieren lässt.

Auch die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Klima spielen eine große Rolle - Nordhaus konstruierte etwa spezielle Modelle, die die Wechselwirkungen beider Systeme untereinander analysieren. Er ist auch Mitglied der US-Wissenschaftsakademie und beriet das Parlament sowie die Regierung in Washington in vielen Wirtschaftsfragen.

Romer blickt neben seiner akademischen Laufbahn ebenfalls auf eine längere Berater-Karriere zurück. Er beschäftigte sich zum Beispiel mit Problemen der Wirtschaft in Entwicklungsländern, den besonderen Effekten der Verstädterung auf das Wachstum dort, Folgen technischer Neuerungen sowie der Verteilung des wirtschaftlichen Wohlstands.

Mit der Verleihung will die Stockholmer Akademie auch ein Zeichen setzen: „Wir müssen zusammenarbeiten, um globale Probleme zu lösen“, sagte Komitee-Mitglied Per Strömberg. Nordhaus‘ und Romers Arbeiten seien wichtige Werkzeuge auch im Kampf gegen weitere Erderwärmung. Wie passend dazu veröffentlichte der Weltklimarat am Montag einen Report, der massive Schritte zur Begrenzung des Klimawandels fordert.

Romer gab sich zuversichtlich, dass die Menschheit die CO2-Emissionen reduzieren könne. „Es ergeben sich dabei einige Einschränkungen. Aber wenn wir einmal damit anfangen und versuchen, weniger Kohlendioxid freizusetzen, werden wir erstaunt sein, dass es nicht so schwierig ist wie gedacht.“ Mit richtigen Entscheidungen könne eine nachhaltige Wirtschaft entstehen, ohne dabei auf Wachstum verzichten zu müssen.

Auch ein Österreicher könnte in naher Zukunft einmal den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Die Arbeiten des österreichischen Verhaltensökonomen Ernst Fehr (62) - aktuell Wirtschaftsprofessor an der Universität Zürich - werden in vielen Top-Journalen zitiert. Fehr sei „nobelpreiswürdig“ und habe „gute Chancen“, den Preis einmal zu bekommen, so der IHS-Chef.

Seit der ersten Verleihung des Wirtschaftspreises 1969 wurden vor allem Ökonomen aus den USA ausgezeichnet. Nur ein Österreicher wurde bisher geehrt: Friedrich August von Hayek wurde 1974 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie und seine Analysen der wechselseitigen Abhängigkeit von wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Verhältnissen ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr hatte der US-Forscher Richard Thaler für seine Arbeiten zur Verhaltensökonomie die Auszeichnung bekommen. Seine Forschung, so die Jury, habe bedeutsam zum Verständnis der Psychologie im Wirtschaftsleben beigetragen.