Proteste in Venezuela nach Tod von inhaftiertem Oppositionspolitiker

Caracas (APA/AFP) - In Venezuela hat der Tod eines inhaftierten Oppositionspolitikers für schwere Vorwürfe und Proteste gesorgt. Der Kommuna...

Caracas (APA/AFP) - In Venezuela hat der Tod eines inhaftierten Oppositionspolitikers für schwere Vorwürfe und Proteste gesorgt. Der Kommunalpolitiker Fernando Alban, der wegen eines mutmaßlichen Anschlagsversuchs auf Präsident Nicolas Maduro in Haft saß, habe sich am Montag in einem Geheimdienstgebäude in Caracas das Leben genommen, erklärte Generalstaatsanwalt Tarek William Saab.

Diese offizielle Version zum Tod Albans wurde dessen Partei Primero Justicia vehement bestritten: Sie sprach von einem „Mord“ und machte „Maduro und sein Folter-Regime“ dafür verantwortlich. Am Montagabend versammelten sich mehrere dutzend Demonstranten zu einer Mahnwache vor dem Gebäude des venezolanischen Geheimdienstes Sebin. Sie zündeten Kerzen an und riefen: „Das war kein Selbstmord, das war Mord.“

Alban, der in einem Stadtbezirk von Caracas im Gemeinderat saß, war am Freitag festgenommen worden, weil er an dem fehlgeschlagenen mutmaßlichen Drohnen-Anschlag auf Maduro bei einer Militärzeremonie in Caracas im August beteiligt gewesen sein soll. Die Regierung beschuldigt den nach Kolumbien geflohenen Ex-Parlamentspräsidenten Julio Borges, der Drahtzieher des Anschlags zu sein. Borges ist der Gründer von Primero Justicia.

Nach seiner Festnahme am Freitag sollte Alban nach Angaben von Justizminister Nestor Reverol am Montag zu einem Gerichtstermin gebracht werden. Generalstaatsanwalt Saab sagte im staatlichen Fernsehen, der Politiker habe darum gebeten, auf die Toilette gehen zu dürfen. Dort habe er sich dann aus dem zweiten Stock in die Tiefe gestürzt. Saab kündigte eine „vollständige Untersuchung“ des Vorfalls an.

Die Opposition wies die Darstellung der Regierung zurück. Borges schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die „Grausamkeit der Diktatur“ sei verantwortlich für Albans Tod. Auch der ehemalige Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles, der ebenfalls Mitglied der Primero Justicia ist, sprach von der „vollen Verantwortung des Regimes“. „Alle, die Fernando gekannt haben, wissen, dass er sich niemals selbst etwas angetan hätte“, twitterte Capriles.

Auch der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, schrieb bei Twitter, ein „Folter- und Mord-Regime“ trage die „direkte Verantwortung“ für den Tod des Politikers.

Albans Anwalt Joel Garcia sagte vor Journalisten, er könne noch nicht abschließend beurteilen, ob es sich um einen Suizid gehandelt habe oder nicht. Albans Leiche wurde am Montagabend seiner Familie übergeben und auf einen Friedhof im Osten von Caracas gebracht.

Venezuela kommt seit Jahren nicht zur Ruhe. Staatschef Maduro wird vorgeworfen, die Demokratie in dem südamerikanischen Land auszuhebeln. Nach monatelangen Protesten der Opposition, bei denen 125 Menschen getötet worden waren, hatte Maduro im vergangenen Jahr durch eine verfassungsgebende Versammlung de facto das Parlament entmachtet, in dem die Opposition die Mehrheit hatte.