Viele Therapien ohne Plasmaspende nicht möglich

Wien (APA) - Rund 180.000 Patienten sind in Österreich von Blutderivaten aus Plasmaspenden abhängig. Speziell wichtig ist das auch für Mensc...

Wien (APA) - Rund 180.000 Patienten sind in Österreich von Blutderivaten aus Plasmaspenden abhängig. Speziell wichtig ist das auch für Menschen mit angeborener Immunschwäche, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz der Interessensgemeinschaft Plasma und der Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie) in Wien.

Blutgerinnungsfaktoren, Albumin, Immunglobulin-Konzentrate, Fibrinkleber und ähnliche Produkte können nicht oder nur teilweise biotechnologisch produziert werden. Deshalb ist der Bedarf an Spenderplasma groß. „Aktuell werden weltweit rund 42 Millionen Liter Plasma im Jahr gespendet. Rund fünf Millionen Liter davon werden in Österreich in sogenannten Fraktionierungsanlagen direkt zu Arzneimitteln verarbeitet. Die Exportquote liegt bei 95 bis 98 Prozent, der Umsatz zwischen 70 und 80 Millionen Euro im Jahr“, sagte Heinz Hofbauer, der Leiter der Produktionsbetriebe des Arzneimittelkonzerns Shire in Österreich.

Bereits 1964 richtete die damalige Immuno AG (Wien) das erste Plasmapheresezentrum ein. Im Rahmen der Plasmaspende wird aus dem Blut das Plasma abgetrennt. Aus letzterem werden dann die einzelnen Proteine gewonnen. In Österreich gibt es 17 Plasmaspende-Einrichtungen.

Ein Beispiel für Patienten, welche solche Präparate benötigen, sind Menschen mit bestimmten angeborenen Immundefiziten, die auf einen Mangel an Immunglobulinen zurückzuführen sind. Ehemals dauerte es oft Jahrzehnte, bis es zu einer richtigen Diagnose kam. „Bei mir hat es bis zum 38. Lebensjahr gedauert, bis der angeborene Immundefekt entdeckt wurde“, sagte Karin Modl, Obfrau der Österreichischen Selbsthilfe für primäre Immundefekte. Bis dahin hatte buchstäblich „das halbe Leben“ wegen wiederkehrender schwerer Infektionen im Spital verbracht.

„Mittlerweile werden bereits rund 350 klar definierte angeborene Immunschwächen unterschieden. Die Nomenklatur wird alle zwei Jahre erweitert. Wir hoffen, dass in zwei bis drei Jahren eine Untersuchung auf schwere angeborene Immunschwächen im Rahmen des österreichischen Neugeborenen-Screenings verfügbar sein wird“, berichtete die Wiener Expertin Elisabeth Förster-Waldl. Die technische Entwicklung hätte die Diagnosen einfacher und verfügbarer gemacht.