Hilfsorganisation: Mädchen leiden unter Flüchtlingskrisen am meisten

Wien (APA) - Mädchen leiden laut der Hilfsorganisation CARE am stärksten unter Flüchtlingskrisen. Ein anlässlich des Weltmädchentags (11.10....

Wien (APA) - Mädchen leiden laut der Hilfsorganisation CARE am stärksten unter Flüchtlingskrisen. Ein anlässlich des Weltmädchentags (11.10.) veröffentlichte Bericht zeigt, welchen Bedrohungen weltweit 17 Millionen vertriebene Mädchen ausgesetzt sind. Besonders gefährlich ist die Lage für sie demnach in Syrien, am Horn von Afrika, in Afghanistan, im Südsudan und der Tschadsee-Region.

In dem Bericht „Far from home: The 13 worst refugee crises for girls“ stellte CARE fest, „dass mehr als zwei Drittel der Frauen und Mädchen in den Konfliktgebieten im Südsudan sexualisierte oder körperliche Gewalt erlebt haben“. Ähnlich zeigt sich demnach die Situation im Nachbarland Sudan. In der Zentralafrikanischen Republik sei für viele Mädchen „Überlebenssex“ die einzige Strategie gegen Hunger und Armut.

Für Mädchen im Nordosten Nigerias sei das Risiko von der radikalislamischen Terrormiliz Boko Haram „als menschliche Bombe“ eingesetzt zu werden, viermal so hoch als für Buben, heißt es in dem Bericht weiter. Auch im Kongo würden Mädchen als Kindersoldatinnen rekrutiert und Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt werden.

Im Jemen nahm dem Bericht zufolge seit Kriegsbeginn die Kinderheirat stark zu: „Inzwischen sind mehr als zwei Drittel der jemenitischen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet.“ Kinderheirat stelle auch in Syrien und Afghanistan eine große Bedrohung für Mädchen da. Zudem würden nach Ausbruch eines Konfliktes Mädchen 2,5 Mal so häufig nicht zur Schule gehen können wie in friedlichen Ländern.

„Mädchen auf der Flucht leben so gefährlich wie sonst kaum jemand auf der Welt“, betont Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich, in einer Aussendung am Freitag. Der diesjährige Weltmädchentag, der 2011 von den Vereinten Nationen (UNO) ins Leben gerufen wurde, steht unter dem Motto „Empowering Girls in Crises - Mädchen in Krisengebieten stärken“.

Der CARE-Bericht listet nach eigenen Angaben die „gefährlichsten Flüchtlingskrisen, die in den vergangenen sechs Jahren ausbrachen oder sich zuspitzten, nach der Gesamtzahl der vertriebenen Mädchen und Bedrohungen auf“. Dabei wurden sowohl außer Landes vertriebene Flüchtlinge, als auch Binnenvertriebene berücksichtigt. Die Daten wurden laut CARE mit Unterstützung von IOM und UNHCR erhoben und beziehen sich auf Mädchen bis 18 Jahren:

~ 1. Syrien - 2,8 Mio. Mädchen auf der Flucht* Mädchenheirat, häufiger Abbruch des Schulbesuchs

2. Horn von Afrika - 1,3 Mio. Mädchen auf der Flucht Bedrohung: Schulbesuchsrate deutlich geringer als bei Buben

3. Afghanistan - 1,1 Mio. Mädchen auf der Flucht Entführungen, Säureattacken, Kinderheirat, Ausbildung von Buben hat Vorrang

4. Südsudan - 819.241 Mädchen auf der Flucht Zwei Drittel der Mädchen erfahren physische oder sexualisierte Gewalt

5. Tschadsee-Region - 777.855 Mädchen auf der Flucht Boko Haram setzt bevorzugt Mädchen als menschliche Bomben ein

6. Sudan - 672.256 Mädchen auf der Flucht Vertriebene Mädchen erfahren sexuelle und geschlechterbasierte Gewalt

7. Demokratische Republik Kongo - 618.461 Mädchen auf der Flucht Mädchen werden als Kindersoldatinnen rekrutiert, Vergewaltigung als Kriegswaffe

8. Irak - 573.0036 Mädchen auf der Flucht Menstruierende Mädchen bleiben Schule fern oder brechen sie ab - nicht zuletzt wegen fehlenden Sanitäreinrichtungen in Schulen

9. Jemen - 551.104 Mädchen auf der Flucht Mehr als zwei Drittel der Mädchen werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, Geburtskomplikationen bei Mädchen zwischen 15 und 19 sind Todesursache Nummer 1.

10. Ukraine - 500.000 Mädchen auf der Flucht Mädchen werden häufiger Opfer von Landminen, da sie in der Familie für das Feuerholzsammeln zuständig sind.

11. Venezuela - 343.000 Mädchen auf der Flucht Mädchenhandel, sexuelle Ausbeutung

12. Zentralafrikanische Republik - 330.686 Mädchen auf der Flucht „Überlebenssex“ als Strategie gegen Hunger und Armut

13. Myanmar - 312.120 Mädchen auf der Flucht Frühheirat, Schulabbruch, sexuelle Gewalt

*Dies umfasst sowohl Flüchtlinge als auch intern vertriebene Mädchen ~ (CARE-BERICHT: http://go.apa.at/pqhLlKgF)