Tag gegen Todesstrafe -Amnesty: „Isoliert, erniedrigt und gequält“

Wien (APA) - „Isoliert, erniedrigt und gequält“ - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert „unmenschliche Haftbedingu...

Wien (APA) - „Isoliert, erniedrigt und gequält“ - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert „unmenschliche Haftbedingungen“ weltweit für Gefangene im Todestrakt scharf. Auch bei Menschen, die zum Tode verurteilt wurden, müssten die Haftbedingungen den internationalen Menschenrechtsstandards entsprechen, betonte Amnesty anlässlich des Tages gegen die Todesstrafe am Mittwoch (10.10.).

Die Hilfsorganisation hob in einer Aussendung Beispiele aus „den Todestrakten von Weißrussland, Ghana, Iran, Japan und Malaysia“ hervor. So hätten in Ghana Gefangene im Todestrakt „oft keinen Zugang zu Medikamenten bei Erkrankungen oder chronischen Leiden“. Im Iran sitze etwa Mohammad Reza Haddadi für ein „mutmaßliches Verbrechen“ im Gefängnis, dessen Hinrichtung laut Amnesty in den vergangenen 14 Jahren mindestens sechsmal geplant und wieder verschoben wurde.

Der Japaner Matsumoto Kenji wartet seit 25 Jahren auf seine Hinrichtung, berichtet die Menschenrechtsorganisation. Mittlerweile leidet er unter einer „wahnhaften Erkrankung, die höchstwahrscheinlich auf seine lange Einzelhaft im Todestrakt zurückzuführen ist“. In Malaysia wurde laut Amnesty Hoo Yew Wah in einem „unfairen Verfahren wegen mutmaßlichen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt“. Es sei seine erste Straftat gewesen und kein Gewaltverbrechen, erklärt die NGO. Sein 2014 gestelltes Gnadengesuch blieb bisher unbeantwortet.

In Weißrussland, dem einzigen Land in Europa, das die Todesstrafe erlaubt, werden indes nach Angaben von Amnesty Hinrichtungen „ohne jegliche Benachrichtigung der Gefangenen, ihrer Familien oder ihrer gesetzlichen Vertreter*innen vollstreckt“.

„Unabhängig davon, welches Verbrechen sie begangen haben, soll niemand unter menschenunwürdigen Haftbedingungen leben müssen. Doch in vielen Fällen werden Gefangene, die zum Tode verurteilt wurden, in strikter Isolation gehalten, sie haben keinen Zugang zu den notwendigen Medikamenten und leben in ständiger Angst vor der Hinrichtung“, prangert Stephen Cockburn, stellvertretender Direktor des Global Issues Programme bei Amnesty International, an. Auch sei die „Tatsache, dass einige Regierungen Gefangene und ihre Angehörigen ein paar Tage oder - in einigen Fällen - nur wenige Augenblicke vor der Hinrichtung benachrichtigen“, grausam. Cockburn fordert die „unverzügliche Abschaffung“ der Todesstrafe weltweit.

Das „Recht auf Leben“ ist weltweit umstritten: Während in Europa - mit Ausnahme von Weißrussland - die Todesstrafe verboten ist, sind Hinrichtungen etwa in China, einigen arabischen Staaten sowie im Großteil der US-Staaten auf gerichtliche Anordnung erlaubt. Amnesty verzeichnete nach eigenen Angaben 2017 993 Hinrichtungen in 23 Ländern, ein Rückgang von 4 Prozent gegenüber 2016 und von 39 Prozent gegenüber 2015. Die meisten Hinrichtungen fanden demnach im Iran, in Saudi-Arabien, im Irak und in Pakistan statt. Nicht eingerechnet sind laut Amnesty „Tausende Hinrichtungen, die in China durchgeführt wurden, wo Daten über die Anwendung der Todesstrafe nach wie vor Staatsgeheimnis sind“.

~ WEB http://www.amnesty.org/ ~ APA405 2018-10-09/15:18