70. Frankfurter Buchmesse will Leser zurückgewinnen

Frankfurt am Main (APA/dpa) - Die Buchbranche will auf der Frankfurter Buchmesse nach Wegen suchen, um abgewanderte Leser zurückzugewinnen. ...

Frankfurt am Main (APA/dpa) - Die Buchbranche will auf der Frankfurter Buchmesse nach Wegen suchen, um abgewanderte Leser zurückzugewinnen. Verlage und Buchhändler arbeiteten hart daran, „das Buch wieder stärker zu den Menschen zu bringen“, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, am Dienstag in Frankfurt vor der offiziellen Eröffnung der weltweit größten Buchmesse.

Trotz rückläufigen Umsatzes verspürt der Dachverband des deutschen Buchhandels eine Aufbruchstimmung. „Auch die Buch-Abwanderer schätzen das Buch und haben Sehnsucht danach“, sagte Riethmüller. „Jedoch kommen sie im hektischen Alltag, gestresst durch Social Media und abgelenkt durch andere Unterhaltungsformate weniger zu Lesen.“

In den ersten neun Monaten des Jahres verzeichnete die deutsche Buchbranche ein Minus von 1,1 Prozent beim Umsatz. Bereits im vergangenen Jahr waren die Erlöse um 1,6 Prozent auf 9,13 Milliarden Euro zurückgegangen. Riethmüller zeigte sich aber optimistisch, dass der Handel durch ein starkes Herbst- und Weihnachtsgeschäft ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen könne.

Die Zahl der Aussteller in Frankfurt ist im Vergleich zum Vorjahr um fast drei Prozent gewachsen: 7500 Aussteller aus 110 Ländern seien dabei, sagte Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Das Wachstum ist vor allem Teilnehmern aus dem Ausland zu verdanken, unter anderem sind 34 Aussteller aus 19 afrikanischen Ländern dabei.

Der Buchmessen- wie auch der Börsenvereins-Chef betonten die gesellschaftliche Aufgabe der Buchmesse. „Die Buchmesse ist ein Ort der Freiheit, wo Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um ihre Stimme zu erheben: ein Ort gegenseitigen Respekts“, sagte Boos. Sie werde „zu Verständigung, Dialog und einem friedlichen Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft beitragen“, sagte Riethmüller.

Mit einem Plädoyer für Pluralität hat die nigerianisch-amerikanische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie auf der Eröffnungs-Pressekonferenz begeisterten Applaus geerntet. „Wir brauchen eine große Bandbreite von Stimmen“, sagte sie. „Nicht um politisch korrekt zu sein, sondern weil wir genau sein wollen.“

Die Geschichten von Frauen würden immer noch nicht richtig gehört, sagte die Autorin („Blauer Hibiskus“, „Amerikanah“), die sich auch als Feministin versteht. Studien hätten gezeigt, dass Frauen Geschichten von Männern und Frauen lesen, Männer aber ausschließlich Geschichten von Männern. „Es wird Zeit, dass Männer Frauen lesen.“

Die weltgrößte Bücherschau beginnt am Mittwoch und dauert bis zum kommenden Sonntag. Sie findet in diesem Jahr zum 70. Mal statt. Im vergangenen Jahr kamen fast 300.000 Menschen zur Messe. Sie steht in den ersten drei Tagen nur Fachbesuchern offen. Wichtigstes Thema für die Branche, die in Deutschland mit sinkenden Umsätzen kämpft, ist der digitale Wandel. Auf der Messe werden außerdem Hunderte von Autoren erwartet.

Diesjähriger Ehrengast ist Georgien. Rund 180 neue Übersetzungen georgischer Literatur ins Deutsche wurden aus diesem Anlass gefördert. „Georgia - Made by Characters“ heißt der Gastlandauftritt. Georgien hat sich in seinem Pavillon ganz auf sein Alleinstellungsmerkmal besonnen. Entlang der 33 merkwürdig geschwungenen Buchstaben des einzigartigen Alphabets schicken die Organisatoren die Besucher auf eine kulturelle Reise durch Geschichte und Gegenwart des zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer liegenden Landes.