Ringturm-Schau lädt zu architektonischer Rundreise durch Georgien

Wien (APA) - Die 33 Buchstaben des georgischen Alphabets stehen im Zentrum des gestern eröffneten Gastlandauftritts von Georgien auf der Fra...

Wien (APA) - Die 33 Buchstaben des georgischen Alphabets stehen im Zentrum des gestern eröffneten Gastlandauftritts von Georgien auf der Frankfurter Buchmesse. Der 2012 in Batumi errichtete „Alphabetic Tower“ schraubt die Buchstaben auf zwei Helixbändern 130 Meter in die Höhe. Der 30 Mio. Dollar teure Turm begegnet einem in einer Georgien-Architekturausstellung im Wiener Ringturm, die am Mittwoch eröffnet.

Die seit 20 Jahren in Deutschland lebende Kuratorin Irina Kurtishvili, die im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main derzeit die Ausstellung „Hybrid Tbilisi“ zeigt, hat gemeinsam mit Adolph Stiller Georgien bereist und fünf Städte „zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer“ ausgewählt, die zu einer kleinen Architekturreise durch das Land laden. Dabei soll deutlich werden, dass es in der jüngeren Architekturgeschichte dieses Staates an der Schwelle zwischen Europa und Asien zwei prägende Phasen gegeben habe, erläuterte Stiller bei der heutigen Presseführung: „Die Sowjetzeit und die Präsidentschaft von Micheil Saakaschwili (von 2004 bis 2013 mit Unterbrechungen, im Amt, Anm.) haben die deutlichsten Spuren hinterlassen.“

Bei der Behandlung der Hauptstadt Tiflis findet man in der Ausstellung zwar das aus übereinandergetürmten Kuben bestehende und nach einer Renovierung heute als Bankzentrale fungierende ehemalige Verkehrsministerium (laut Stiller eines der 30 bekanntesten Gebäude der Welt), die schön renovierte Synagoge oder die U-Bahn-Bauten, nicht jedoch jene Gebäude, die das heutige Stadtbild dominieren: die gläserne Friedensbrücke von Michele De Lucchi, die wegen Streitigkeiten weiterhin nicht eröffnete tubenförmige Konzert- und Ausstellungshalle von Massimilano Fuksas oder das über der Stadt thronende futuristische Anwesen, das sich Milliardär Bidsina Iwanischwili von Shin Takamatsu bauen ließ. Sie seien alle vor zwei Jahren in einer nur Tiflis gewidmeten Ausstellung behandelt worden und daher diesmal nur im Katalog vertreten, hieß es heute gegenüber der APA.

Auch in Kutaissi, der zweitgrößten Stadt Georgiens, hat die Saakaschwili-Ära deutliche Spuren hinterlassen - etwa in einem 200 Mio. Dollar teuren Parlamentsgebäude am Stadtrand und einem von Ben van Berkel realisierten neuen internationalen Flughafen. Mehr in die Geschichte des Landes führen die Abstecher nach Gori, dem Geburtsort Stalins und daher zu Sowjetzeiten Pilgerstätte der Funktionäre, und Zqaltubo, einem Kurort der stalinistischen Zeit. In der Hafenstadt Batumi gelangt man nicht nur ans Schwarze Meer sondern mitten ins 21. Jahrhundert: Der Hotelboom hat hier in den vergangenen Jahren entlang der Uferpromenade Investoren-Architektur entstehen lassen, die man gesichtslos oder international nennen kann. Jüngste Neueröffnungen wie etwa das Hotel Stamba in einem ehemaligen sowjetischen Verlagshaus in Tiflis, das mit modernem, geschmackvollen Designkonzept punktet, haben dagegen noch nicht Eingang gefunden in die bis 30. November laufende Ausstellung, die vorwiegend aus großformatige Fotos und informativen Wandtexten besteht.

„Georgien gehört zum europäischen Kulturerbe und zum Orient“, versicherte Kuratorin Kurtishvili und freute sich, dass dem Land auch dank der verstärkten Anstrengungen auf dem Kultursektor im Westen zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wird. „Und jetzt kommt noch eine Ausstellung unseres bekanntesten Malers, Niko Pirosmani, in die Albertina! Ich finde das großartig!“

(S E R V I C E - „Zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer: Georgien“, Ausstellungszentrum im Ringturm, Wien 1, Schottenring 30, 11. Oktober bis 30. November, Montag bis Freitag 9-18 Uhr, freier Eintritt. Katalog, Hg. von Adolph Stiller, Müry Salzmann Verlag, 180 Seiten, 28 Euro)

(B I L D A V I S O – Pressebilder stehen unter https://www.airt.at/projects/georgienii/ zum Download bereit.)