RBI-Analyst: Günstige Konjunktur in Mitteleuropa, nicht so in Italien

Raaba/Graz (APA) - Für Österreich und den CEE-Raum zeichnete Raiffeisen Bank International-Chefanalyst Peter Brezinschek am Mittwoch in Raab...

Raaba/Graz (APA) - Für Österreich und den CEE-Raum zeichnete Raiffeisen Bank International-Chefanalyst Peter Brezinschek am Mittwoch in Raaba bei Graz u.a. ein konjunkturell günstiges Bild, trotz Abschwächung bis 2019 hinein. Das für Österreichs Exporte wichtige Italien sei anders gelagert: „Das Budget läuft davon, das Vertrauen der Investoren sinkt“, so Brezinschek bei einem Vortrag in der RLB Steiermark-Zentrale.

In Italien hinke man mit einem Wachstum von 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum und einer Prognose von 1,0 Prozent für 2019 den anderen Volkswirtschaften der Eurozone hinterher. Italien habe ja ein ökonomisches, kein fiskalisches Problem, nämlich viel höhere Lohnstückkosten als etwa Spanien, Frankreich, Portugal, Deutschland, so der RBI-Analyst. Seit dem Eintritt in den Euro habe es keine Produktivitätsverbesserung gegeben. „Auch die Arbeitslosigkeit rangiert schon längere Zeit um die 10 Prozent, während sie woanders sinkt. Italien ist eine Bedrohung, das muss man ganz offen sagen, wenn auch globale Handelspolitik einen stärkeren Einfluss hat. Aber im Grunde verhält es sich wie ein Schwellenland“, sagte Brezinschek. Die jetzige Regierung habe wohl die Hoffnung, dass links- oder rechtspopulistische Mehrheiten im EU-Parlament nach der Wahl im Mai den Stabilitätspakt kippen könnten, aber das saniere noch kein Budget.

Der für Österreich und die Steiermark wichtige mittel- und südosteuropäische Raum werde hingegen von Wirtschaftswachstum getragen. Slowenien wird 2018 rund 4 Prozent Wirtschaftswachstum erreichen, 2019 werden es 2,6 Prozent sein. Kroatien habe sich vom Agrokor-Schock erholt, für 2018 werden 2,6 Prozent und für 2019 rund 2,5 Prozent Wachstum erwartet. Serbien kommt mit seiner marktliberalen Regierung auf 4,0 Prozent für 2018, im nächsten Jahr würden es 3,5 Prozent sein. Allerdings seien in Serbien auch Russen und Chinesen investitionsmäßig stark am Drücker.

Für Österreich liege das Exportwachstum jedenfalls langfristig deutlich über jenem des BIP. Brezinschek zeichnete das Bild von Bäumen im Herbst, um die Konjunkturlage zu veranschaulichen: Die entwickelten Volkswirtschaften sind noch deutlich grün und stehen im Saft, vor allem Osteuropa ist immer noch in einer Wachstumsdynamik. Die Bäume der Schwellenländer sind schon deutlich eingefärbt und verlieren Laub.

Die Stimmung der Unternehmer im September in Ländern wie Norwegen, Schweden, Irland, Österreich, Niederlande, den USA und Schweiz sind sehr hoch, wie Erhebungen laut Thomson Reuters und Raiffeisen Research ergaben. Deutschland sei hier ein bisschen hinten, gefolgt von Polen, aber auch Russland. Signifikant nicht optimistisch sei die Stimmung in Ländern wie Italien oder der Türkei. „Eine Rezession zeichnet sich in den nächsten 12 bis 24 Monaten nicht ab. Wir sind zwar am Konjunkturgipfel vorbei, aber eine flache Ebene ist auch nicht in Sicht“, sagte Brezinschek. Für Österreich ist der Aufschwung breit abgesichert, aber der starke Investitionszyklus hat seinen Zenit auch schon überschritten.

Was die Steiermark angehe, so sei dessen Real-BIP von 2012 bis 2015 relativ flach verlaufen, es habe in der Zeit kaum Investitionen gegeben. Im BIP-Wachstum seien alle Bundesländer stärker gewesen, für 2017 habe die Grüne Mark ein BIP-Wachstum von 0,7 Prozent verbucht. Die Beschäftigung in der Steiermark sei allerdings stark angewachsen in den vergangen Jahren, die Arbeitslosenquote werde weiter rückläufig sein.

~ WEB http://www.raiffeisen.at/rlb-steiermark ~ APA259 2018-10-10/12:55